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Im baskischen Bilbao liefen Zivilisten vor den Luftangriffen deutscher Flieger um ihr Leben.

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Nach erfolglosen Versuchen, Madrid zu erobern, wandte sich General Mola der noch nicht eroberten Nordküste zu. Das Baskenland, Asturien und Santander waren noch in republikanischer Hand. Allerdings blieb eine engere Kooperation zur Abwehr des zu erwartenden Angriffs der Nationalen aus. Das lag wohl auch an den unterschiedlichen politischen Strukturen in der Führung der drei Exklaven. Das Baskenland nahm im Bürgerkrieg überhaupt eine Sonderstellung ein.

Den Basken war von der Republik 1932 das lange ersehnte Autonomiestatut in Aussicht gestellt worden. Die Rechtsregierung danach gab dem keine Chance. Der Nationalismus des kleinen Volkes - das die älteste, mit keiner anderen verwandten Sprache Europas spricht - war ausschlaggebend dafür, dass die Baskenprovinzen sich bei Ausbruch des Bürgerkriegs auf die Seite der Republik stellten; ihr Separatismus war ja für Franco ein staatsgefährdendes Verbrechen. Gleichzeitig waren die Basken streng katholisch, die in den anderen Teilen der Republik ausbrechende Kirchenfeindschaft gab es hier nicht. Auch die baskische Geistlichkeit war mehrheitlich baskisch-national.

"Republik Euzkadi"

Nach Ausbruch des Bürgerkriegs stimmte Madrid dem baskischen Autonomiestatut zu und anerkannte formell eine baskische Regierung; an ihrer Spitze stand Präsident José Antonio Aguirre. Am 7. Oktober 1936 wurde im historischen Zentrum des Baskenlandes, unter der Eiche von Guernica, die autonome "Republik Euzkadi" - mit eigener Flagge, eigener Währung und eigenen Truppen - proklamiert. In der Koalitionsregierung in Bilbao saßen die Nationalpartei PNV, drei kleine liberale Parteien sowie Sozialisten und Kommunisten.

Noch im November 1936 versuchte die baskische Armee einen Präventivschlag gegen die sich in Navarra sammelnden Nationalen, bei dem sie günstige Verteidigungslinien im Gebirge eroberten. Im Lauf des Winters begannen die Rebellen, die Gewässer vor der Atlantikküste zu blockieren, um Waffen- und Lebensmittellieferungen für die Republikaner zu verhindern.

Am 31. März begann General Mola den Angriff auf das Baskenland. Er nützte die durch die deutsche Legion Condor gegebene Luftüberlegenheit rücksichtslos aus. Bombardierungen und Tieffliegerangriffe auf Truppen und Zivilisten standen auf der Tagesordnung. Die Bodentruppen stellten vor allem die Italiener sowie Carlisten aus Navarra, die mit ihrem Kampfruf "Viva Cristo Rey!" baskische Stellungen auf den Grenzbergen überrannten.

Terrorangriff

Der Luftkrieg zermürbte den baskischen Widerstand. Am 25. April flog die Legion Condor ihren in der demokratischen Welt Entsetzen auslösenden Terrorangriff auf das Städtchen Guernica (siehe die nächste Folge). Anfang Mai zog sich die baskische Armee auf den "Eisernen Ring", den Verteidigungsring um Bilbao, zurück, Aguirre ersuchte Kontakte mit dem Vatikan, bei Mola zu vermitteln, die Stadt zu verschonen (was dieser versprach, aber am 3. Juni bei einem Flugzeugunfall ums Leben kam). Staatssekretär Pacelli (der spätere Papst Pius XII.) riet Aguirre, sich um einen Separatfrieden zu bemühen - aber das Telegramm landete bei der republikanischen Regierung in Valencia.

Schließlich mussten die Basken aufgeben. Die Kapitulation wurde mit den italienischen Truppen vereinbart, deren Befehlshaber sagte zu, dass baskische Politiker und Beamte auf im Golf von Biskaya liegenden britischen Schiffen ins Exil gehen dürften, Sie befanden sich bereits dort, als das Ehrenwort gebrochen wurde und man sie gewaltsam wieder von Bord holte. Es begannen die üblichen Standgerichte, der Gebrauch der baskischen Sprache wurde untersagt.

Im Laufe des Herbstes wurde auch der Widerstand in Santander und Asturien gebrochen. Sechs Wochen hielten die Asturier in ihren Bergstellungen stand. Dann erprobte Fliegerkommandant Adolf Galland den "Bombenteppich": Seine Maschinen flogen im Tiefflug durch die Täler und warfen alle mitgeführten Bomben zugleich auf die Stellungen der Republikaner. Das war das Ende. (Manfred Scheuch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. 8. 2006)