Herausgeberin Ursula May hatte "einfach Spaß an der Vorstellung, zu den vielen von Männern geschriebenen Theaterbüchern einmal ein rein weibliches zu gesellen." Sie pickt sich dafür markante Theaterfrauen aus zwei Jahrhunderten heraus und lässt Theaterfrauen über sie schreiben – Schriftstellerinnen, Kritikerinnen, Intendantinnen, Regisseurinnen, Schauspielerinnen. Eine Bestandsaufnahme, "wie und mit welchem künstlerischen Anspruch sich Frauen im Theater behaupten können und konnten."
Den Anfang macht die legendäre Prinzipalin und Schauspielerin Friederike Caroline Neuber, heute Symbolfigur und Vorbild, die im 18.Jahrhundert für ihre Rechte und Interessen kämpfte, in einer Zeit, "in der der Wert einer Frau höchst zweifelhaft ist". Gisela von Wysocki sucht die Privat-Frau hinter der großen Schauspielerin Sarah Bernhardt, Ria Endres beschäftigt ihre Konkurrentin Eleonora Duse. Da ist die Begegnung mit Isadora Duncan und Provinz-Theaterleiterin Louise Dumont, mit Franca Rame und "Stückeaufklapperin" Ruth Berghaus.
Kritische Stimmen
Nicht nur bewundernde, auch kritische Stimmen werden in dem Buch laut, etwa wenn Regisseurin Birgitta Linde Judith Malina und ihrem Living Theatre mangelnden Realitätssinn vorwirft, oder Kritikerin Sibylle Wirsing skeptische Blicke auf Leben und Werk von "Brechtfrau" Helene Weigel wirft.
Spannend auch, über Theaterfrauen zu lesen, die noch aktiv sind, eine Art "Zwischenbericht" ihrer Karrieren zu bekommen: Da resümmiert Ruth Drexel, vielen bekannt als Mutter des "Bullen von Tölz", die sich schon lange vor der Fernsehkarriere als Volksschauspielerin, Regisseurin und Intendantin am Münchner Volkstheater einen Namen gemacht hatte. Da ist Pina Bausch, anfangs sehr umstrittene Mitbegründerin des modernen Tanztheaters, und Regisseurin Andrea Breth, die mit ihrem psychologisch-dramatischen Ansatz heute unter anderem im Burgtheater Erfolge feiert, und für die Theater "leider ein ziemlich heiliger Ort" ist.