Ein Drittel des italienischen Traditionsmodehauses Salvatore Ferragamo soll in Mailand an die Börse schreiten.

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Salvatore Ferragamo, die Kult-Modefirma aus Florenz, ändert ihre Strategie und peilt den Börsengang an. Der Konzern wird erstmals nicht von einem Familienmitglied, sondern von einem externen Manager geleitet werden.

Michele Norsa, der erst vor wenigen Tagen seinen Rücktritt bei Valentino eingereicht hat, wird ab Oktober den Ferragamo-Konzern leiten. Der bisherige CEO und Sohn des Gründers, Ferrucio Ferragamo, wird dem 575 Millionen Euro umsatzschweren Konzern künftig als Präsident vorstehen.

"Dies ist der erste Schritt für Piazza Affari (Mailänder Börse)2, bestätigte Ferrucio Ferragamo. Bis zu 30 Prozent des Kapitals sollen an die Börse kommen. "Der Erlös wird vor allem für die Expansion in den Wachstumsländern, in Asien, eingesetzt werden", meinte der künftige CEO.

Nicht das einzige Modehaus

Ferragamo ist nicht das einzige italienische Modehaus, das derzeit den Börsengang anpeilt. Im Fahrwasser von Ferragamo flirten auch Modetrendsetter Prada und Versace mit einem IPO. Der Familienkapitalismus in der italienischen Modebranche verliert an Boden, heißt es bei dem auf Mode spezialisierten Unternehmensberater Pambianco. Änderungen werden früher oder später auch bei Giorgio Armani erwartet, der trotz seiner 72 Jahre noch keine Erben nannte und ein "going public" nicht ausschloss.

Der 1898 in Neapel geborene Salvatore Ferragamo hatte mit 16 Jahren, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, in Hollywood seine erste Schusterei eröffnet. "Der Schuster der Stars" machte mit seinen extravaganten Schuhwerken, mit Cowboy-Stiefeln für die Western-Filme und ägyptischen Sandaletten für die "colossals" Furore. 1927 gründete er in Florenz dann seine erste Schuhfirma. 1938 erwarb er den historischen Palazzo Spini Feroni, Hauptquartier des Unternehmens und Sitz des Ferragamo-Schuhmuseums.

Erfolgreicher Nobelschuster

Der einstige Nobelschuster avancierte im Lauf der Zeit zu einer der bestgehendsten italienischen Modefirmen. Internationale Anerkennung erwarb er in den siebziger Jahren, als er als erstes Schuhunternehmen die Plateau-Sandalen einführte. Inzwischen bietet das Unternehmen auch auf Bekleidung und ist in den Hotelsektor eingestiegen. Die Akquisition des französischen Ungaro-Konzerns erwies sich jedoch als Flop. Vor wenigen Monaten wurde Ungaro für angeblich "einen Dollar" verkauft. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.7.2006)