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Wien - 170.000 österreichische Betriebe sind Ein-Personen-Unternehmen (EPU) - das entspricht 54 Prozent der heimischen KMU. Das Wiener Forum zur Förderung der Selbstständigkeit (fofos) hat im Rahmen einer Leonardo-Studie untersucht, unter welchen Bedingungen die EPU arbeiten, welchen Schwierigkeiten sie sich ausgesetzt sehen und mit welcher Motivation sie ihr Unternehmen gründeten.

Die Einkommenssituation der EPU stellt sich der Studie zufolge kritisch dar: Nur 26 Prozent der befragten EPU beurteilen die Einkünfte aus der selbstständigen Tätigkeit als "für den Lebensunterhalt ausreichend". Für 34 Prozent ist er "eher ausreichend", für 30 Prozent "eher nicht" ausreichend und für zehn Prozent "überhaupt nicht".

Gute Vereinbarkeit

Positiv wird hingegen die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben gesehen: Nur zwölf Prozent stufen sie als "eher schlecht" ein, und nur ein Prozent der Befragten meint, die beiden Lebensbereiche seien "gar nicht" vereinbar.

Im Vergleich mit Angestellten sehen sich die EinzelunternehmerInnen einerseits im Vorteil, weil sie "mehr persönliche Freiheiten" genießen und sich ihre Zeit flexibler einteilen können, die starken Einkommensschwankungen und die mangelnde Möglichkeit, Kompetenzen abzugrenzen, werden aber als negativ wahrgenommen. Zudem wird beklagt, dass EPU-UnternehmerInnen "für den Urlaub doppelt zahlen" müssen: Einerseits muss der Urlaub selbst bezahlt werden, andererseits kommt es während der Abwesenheit zu Verdienstentgang.

Keine Absicht, Angestellte zu beschäftigen

Die starken Einkommensschwankungen dürften auch der wichtigste Grund sein, warum EinzelunternehmerInnen wohl noch länger allein bleiben dürften: Nur 29 Prozent der EPU können sich vorstellen, in den nächsten drei Jahren eineN AngstellteN ins Unternehmen aufzunehmen.

Die allgemeine Situation von Unternehmen mit Angestellten wird von EPU jedoch günstig bewertet. Die Mehrheit der befragten EinzelunternehmerInnen ist der Meinung, KleinunternehmerInnen mit fünf Angestellten genießten höheres Ansehen und müssten weniger arbeiten als sie. Als Nachteile der Betriebe mit Angestellten werden jedoch die vergleichsweise höhere Steuerbelastung, das größere finanzielle Risiko und das erforderliche juristische Wissen gesehen.

Mehr gezielte Unterstützung

EinzelunternehmerInnen sehen zudem einen Bedarf an zusätzlichen Unterstützungsleistungen - und kritisieren, dass vorhandene Förderungsmaßnahmen zu wenig maßgeschneidert und allgemein zu intransparent sind. So wünschen sich einige der befragten UnternehmerInnen eine einheitliche Datenbank von Fördermöglichkeiten für EPU. Kritisiert wird auch die mangelnde Unterstützung bei Weiterbildungen: EPU-UnternehmerInnen müssen, sofern sie nicht aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit gegangen sind, Weiterbildungen zu hundert Prozent selbst bezahlen. Gewünscht wird auch eine stärkere Unterstützung bei der Bildung von Clustern aus Kleinstbetrieben.

Jenen EPU, die unter starken Einkommensschwankungen leiden, macht auch die Abrechnungsform der Sozialversicherung zu schaffen: Sie wünschen sich eine periodennahe Abrechnung, um nicht punktuell mit hohen Beträgen belastet zu werden. (mas)