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Anja Richter am schnellsten Weg ins Becken.

Foto: APA/Hoefler
Budapest - Lange musste Anja Richter warten, doch 28-jährig erzielte die Wienerin bei der EM in Budapest mit dem Gewinn der Silbermedaille vom Turm das beste Ergebnis ihrer Karriere. Durch ihren Bruder Jürgen Richter war die Top-Athletin an ihrem vierten Geburtstag zum Wasserspringen gekommen, das sie bis nahe an die Perfektion erlernte. Bis zu Olympia 2008 in Peking wird Richter ihre Laufbahn vermutlich fortsetzen, um vielleicht noch Größeres zu erreichen.

Richter ist der weibliche Team-Senior im österreichischen EM-Team von Budapest und nicht nur deshalb daraus nicht wegzudenken, da sie derzeit ihre bereits siebente Europameisterschaften bestreitet. Schon 1993 in Sheffield war sie noch 15-jährig dabei und ließ danach nur die Titelkämpfe 2000 in Helsinki aus. Zudem ist die Zeitsoldatin seit dem Winter 2004 mit der Öffentlichkeitsarbeit des Österreichischen Schwimm-Verbandes (OSV) betraut.

In dieser Doppelfunktion ist sie auch in Budapest tätig, erst am Tag vor ihrem so erfolgreich verlaufenen Wettkampf nahm sie sich eine Auszeit von der Betreuung der österreichischen Journalisten vor Ort bzw. der Benachrichtigung der Daheimgebliebenen. Sie wählte sich diesen "Stress" bewusst, um von ihrem großen Ziel ein bisschen abgelenkt zu sein. Dafür war sie dann in der Stunde X voll zur Stelle.

Schon 1996 nahm Richter erstmals an Olympischen Spielen teil und wurde auf Anhieb Elfte. Auch damals sprang die SU-Athletin vom Turm, diesem Bewerb blieb sie immer treu. Ein Jahr später heimste Richter ihre erste große internationale Medaille ein, in der ersten EM-Auflage der Synchron-Konkurrenz vom Turm holte sie in Sevilla mit ihrer Klubkollegin Marion Reiff die Bronze-Medaille.

Mit Reiff sprang Richter noch acht Jahre weiter im Duo, erst im vergangenen Juli bei den Weltmeisterschaften in Montreal gaben sie ihre gemeinsame Abschluss-Vorstellung. Dass es da zu einem österreichischen Punkte-Rekord und Rang sieben reichte, brachte einen versöhnlichen Abschluss. Bitter war hingegen an Richters Jubeltag in Budapest, dass Reiff im Vorkampf ausgeschieden war und vermutlich ihre Karriere beenden wird.

Im Jahr 2000 setzte Richter einen weiteren Karriere-Höhepunkt, indem sie in Sydney Olympia-Siebente und mit Reiff im Synchro-Bewerb Vierte wurde. Nur die Begünstigung der drittplatzierten Australierinnen durch die Wertungsrichter verhinderte damals einen Medaillen-Gewinn. Ähnlich war es ein Jahr später, als Richter/Reiff bei der WM in Fukuoka hinter Japanerinnen auf den vierten Platz gewertet wurden.

Richter wollte aber den großen internationalen Erfolg. Zwar feierte sie 2004 in Rostock gegen starke internationale Konkurrenz ihren bisher einzigen Grand-Prix-Sieg und holte bei der Hallen-EM 2004 Silber und heuer Bronze, doch eine Medaille bei einer großen EM zählt mehr. 2002 in Berlin und 2004 in Madrid holte sie schon zum großen Coup aus, doch ein Mittelhandknochen-Bruch bzw. eine Blasenentzündung ermöglichten nur zweimal Rang sieben.

Nun hat Richter ihr Ziel erreicht und setzte damit den Aufschwung des heimischen Wassersprungsports fort. Mit vier Athleten ist Österreichs Team in Budapest vertreten, wobei die Jungen Constantin Blaha und Veronika Kratochwil bereits tolle Vorstellungen gegeben haben. Und um den Nachwuchs muss einem nicht bange sein, nicht zuletzt weil sich Anja Richter zeitweise selbst der Ausbildung der Youngsters annimmt.(APA)