Einkehr und Jause mitten in den Weinbergen: Das Weingut Casa Coste Piane.

Foto: Vene Maier

Schöne Unterkunft in Valdobbiadene: Das Agritourismo Riva de Milan.

Foto. Vene Maier

Die Heimat des Prosecco ist ein wundervoller Landstrich Venetiens und umfasst die Gegend zwischen dem Städtchen Conegliano und dem Weindorf Valdobbiadene, begrenzt von den mäandernden Schwingungen des Flusses Piave. An den Ausläufern der Südalpen wechseln steile Hügel und sanfte Höhenrücken, harmonisch schwingt hier das Gebirge in die venezianische Ebene hinaus. Abertausende Rebenreihen zeichnen fantastische, geometrische Muster über leicht geschwungene Kuppen und teilweise aberwitzig geneigte Abhänge. Zypressen und saftige Kastanienwälder mischen sich ins helle Weinlaubgrün.

Die „Strada del Prosecco“ führt von Conegliano über 33 km nach Valdobbiadene. Es ist eine wunderbare Strecke für Biker und Radler, Radfahrer seien allerdings gewarnt: Es bedarf einer gewissen Kondition, um die Hügel-auf-Hügel-ab-Tour problemlos zu bewältigen. Die Topographie der Landschaft erinnere nämlich stark an das steirische Sausal, wie Michael Stadler nach einer Tour in den „Salzburger Nachrichten“ schrieb: „Dicht drängt sich ein Hügel an den nächsten, dazwischen einige kleine Weiler, viele Weinberge, etwas Wald und schmale, kurvenreiche Straßen, die beträchtliche Steigungen überwinden.“

Ausgangspunkt Conegliano

Als Ausgangspunkt für die Tour auf der "Strada del Prosecco" bietet sich die Stadt Conegliano an, die einst als "Weinkeller" der nahe gelegenen Lagunenstadt Venedig galt. Dass die geschäftige Prosecco-Metropole, in der heute rund 35.000 Einwohner leben, im Lauf ihrer Geschichte nicht nur kulinarische Bedeutung hatte, dokumentiert die stattliche Burg, deren Besichtigung ebenso zum touristischen Pflichtprogramm gehört wie jene des Doms und der Sala dei Battuti mit Fresken von Francesco da Milano. Überhaupt erwartet kunsthistorisch interessierte Besucher an der Prosecco-Weinstraße eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten.

Diese sind aber nur einige von vielen lohnenswerten Ausflugszielen entlang der "Strada del Prosecco". Das winzige Weindorf Rolle zählt ebenso dazu wie der für seine Kastanienmarmelade bekannte Ort Combai oder das Städtchen Valdobbiadene. Nur der Begriff Prosecco lässt sich auf der Straßenkarte nirgends finden. Der perlende Wein ist nämlich nicht nach einer Region oder einem Ort, sondern nach einer Rebsorte benannt.

Conegliano ist nicht nur für seine Kulturschätze und seine landschaftliche Schönheit bekannt. Seinen eigentlichen Ruhm verdankt der Ort der Produktion von erstklassigen Weinen. Seit 1877 hat dort auch das Agrarwissenschaftliche Institut seinen Sitz, das Önologen und Kellermeister von internationalem Rang ausbildet.

Zentrum der Prosecco-Produktion

Von Conegliano aus fährt man nach San Pietro di Feletto hinauf, das ebenfalls ein wichtiges Zentrum der Prosecco-Produktion ist. Von San Pietro di Feletto dann in Richtung Osten nach Valdobbiádene, mittlerweile ebenfalls weltbekannt, und zwar nicht nur für die Erzeugung eines erstklassigen Prosecco, sondern auch für eine weitere Rarität unter den Weinen: den Cartizze.

Die Strasse, die von Valdobbiádene nach Vittorio Veneto führt, ist eine der reizvollsten Strecken überhaupt im Prosecco-Gebiet. Auf dem ersten Stück folgt sie in weiten Kurven den sanften Erhebungen der Hügel und bietet einen berückenden Ausblick auf alle grossen Weinberge und zahlreiche Erzeugerbetriebe, die häufig in alten Adelssitzen untergebracht sind.

Genaue Vorschriften

Aus dem DOC-Gebiet Valdobbiadene -Valdobbiadene stammen weiße Schaumweine sowie Weißweine. Für den DOC-Schaumwein gelten folgende Vorschriften: Der Wein muss aus der Rebsorte Prosecco gewonnen werden, es dürfen höchstens 15% andere weiße Trauben beigefügt werden. Dabei wird noch einmal unterschieden, der Prosecco darf mit maximal 10% Verdiso oder aber mit 15% Pinot Grigio, Pinot Blanc und Chardonnay verschnitten werden. Das DOC-Gebiet Conegliano Valdobbiadene ist das zweitgrößte Schaumwein Produktionsgebiet Italiens.

Das Anbaugebiet des Prosecco liegt in der Provinz Treviso im Veneto. In den Hügeln der Trevisaner Voralpen liegt die Zone des DOC Prosecco. Sie umfasst zwei Anbaugebiete mit insgesamt fünfzehn Gemeinden; das Flüsschen Soligo markiert die Grenze zwischen den beiden Anbaugebieten Valdobbiadene und Conegliano. Die bekanntesten Weinbaugemeinden sind außer den zwei Hauptorten unter anderem San Pietro di Barboza, Santo Stefano, Guia, Col San Martino, Refrontolo, Rolle, Arfanta di Tarzo. Diese letzteren zeichnen sich nicht nur durch den Weinbau, sondern wegen ihrer reizvollen Lage in den Hügeln der Altamarca Trevigiana auch als Touristenmagnet aus.

Populäre Irrtümer

Kaum ein Getränk hat unter so vielen populären Irrtümern zu leiden wie der Prosecco, Italiens Perle unter den Schaumweinen. Sein Name zum Beispiel leitet sich nicht von "secco" – trocken – ab und hat auch nichts mit einem Ortsnamen zu tun. Vielmehr ist Prosecco der Name einer uralten Rebsorte aus Venetien, die schon im Altertum hochgeschätzt wurde. Ein weiterer Irrtum hält sich vor allem dort, wo Prosecco vor Jahren als Modegetränk Einzug hielt: In der Bobo- und Partyszene. Dort geht man vielfach noch immer davon aus, dass Prosecco eine Bezeichnung für Schaumwein im allgemeinen ist. Dabei macht die weiße Rebsorte Prosecco nur einen kleinen Teil der weltweit produzierten Schaumweine aus. Diesem Missverständnis ist es auch zu verdanken, dass dem Prosecco immer noch ein etwas zweifelhafter Ruf anhaftet.

Wo Erfolg auftritt, finden sich auch sofort Nachahmer und Kopierer, die mit Billigware ihren Profit zu machen suchen. Wer die feinen Aromen der Prosecco-Traube sowie die raffinierte Balance von Frucht und prickelnder Kohlensäure genießen will, der muss in aller Regel zwischen fünf und zwölf Euro pro Flasche investieren. Ein Qualitätskriterium ist übrigens die Jahrgangsangabe auf der Flasche. Bei Prosecco handelt es sich nämlich ähnlich wie bei Lambrusco oder Schilcher um einen Wein, der unbedingt frisch getrunken werden sollte und bereits nach einem Jahr beginnt, seine Fruchtigkeit einzubüßen. (Vene Maier)