Plakat mit Stalin und Lenin im spanischen Bürgerkrieg: Der Einfluss der Kommunisten nahm zu.

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Während Franco nach seinem Coup jede Opposition rasch ausschalten konnte, leisteten sich die Republikaner im Frühjahr 1937 einen Machtkampf, der sich zu einem "Bürgerkrieg im Bürgerkrieg" auswuchs. Er hatte seine Ursache in dem mit der russischen Waffenhilfe rasch wachsenden Einfluss der Kommunisten und Sowjetberater. Diese gingen daran, anstelle der Milizen eine disziplinierte Volksarmee aufzubauen und die Rüstungsindustrie im Land neu zu organisieren.

"Spaniens Lenin"

Ministerpräsident Largo Caballero, den die Kommunisten einst als "spanischen Lenin" hochgelobt hatten, geriet unter Druck. Der sozialistische Jugendverband war bereits von der KP vereinnahmt worden, und als sich Largo gegen das in der Armee eingeführte System von Politkommissaren an der Seite der Kommandeure wandte, wurde ihm mit dem Ende der sowjetischen Waffenhilfe gedroht.

Die Anarchisten, deren drei Minister die letzte Stütze in Largos Kabinett waren, lehnten eine Einbeziehung ihrer Milizen in andere militärische Einheiten ab. Insbesondere in Katalonien verschärften sich die Spannungen. Bei den Kämpfen in Barcelona im Juli 1936 waren es die Anarchisten gewesen, die unter schweren Opfern den Aufstand der Offiziere niedergeschlagen hatten. Sie hatten mit dem Chef der Regionalregierung Companys einen Kompromiss geschlossen, der eine revolutionäre Umgestaltung der Verhältnisse in ihrem Sinn einleitete. George Orwell, der damals als Reporter nach Katalonien kam, sah sich "zum ersten Mal in einer Stadt, in der die arbeitende Klasse im Sattel saß".

Mit staunender Begeisterung registrierte er die weit gehende Kollektivierung aller Wirtschaftsbereiche in einem "freiheitlichen Kommunismus", in dem alle gleichgestellt schienen. Es war eine gewalttätige Revolution, die sich gegen die bisherigen Herren und insbesondere auch gegen die Kirche richtete. Aber Orwell schilderte in seinem Buch "Mein Katalonien" die zukunftsfrohe Begeisterung, die ihn so ansteckte, dass er, der schon in England Mitglied der kleinen Independent Labour Party war, als Freiwilliger in die Miliz der jener ideologisch verwandten POUM eintrat. Die Anarchisten hingen auch 1937 noch der Illusion an, den Bürgerkrieg in eine fundamentale Revolution umwandeln zu können. Aber die weltpolitische Großwetterlage hatte sich geändert. Der Aufstieg Hitlerdeutschlands veranlasste Stalin, auf eine Annäherung an die Westmächte zu setzen. Das Instrument dazu sollten die Volksfrontregierungen sein.

Largo Caballero kam mit den raschen Wendungen nicht mit. Man bedurfte in Spanien keines "Lenin", man wollte den Westen nicht mit einer kommunistischen Republik schrecken. Zudem waren die Anarchisten - die allein in Spanien zu einer wirklichen Massenbewegung geworden waren - immer schon eine unerwünschte Konkurrenz der Marxisten gewesen und waren das für Stalin erst recht.

Im Mai 1937 kam es, als man die Anarchisten aus ihrem Hauptquartier, der "Telefonica", vertreiben wollte, zu Kämpfen zwischen der CGT und der PSUC, der sozialistisch-kommunistischen Einheitspartei Kataloniens.

Anarchisten besiegt

Straßenbarrikaden wurden errichtet, die von Companys geführte "Generalität" (autonome Regionalregierung) rief die Zentralregierung um Hilfe. Ein Teil der Anarchisten suchte eine Kompromisslösung; andere und die POUM traten für die Fortführung der Revolution ein. Companys versprach Frieden ohne Bestrafungen, aber die aus Madrid herbeorderte Sturmgarde hielt sich daran nicht. Die Anarchisten wurden entmachtet. Dem einst mächtigen spanischen Anarchismus war das Rückgrat gebrochen.

Die Vorgänge in Barcelona waren für die Kommunisten ein willkommener Anlass, den lernunfähigen Linkssozialisten Largo Caballero zu stürzen. An seine Stelle trat der von der KP schon seit Längerem ins Auge gefasste Finanzminister, von Beruf Physiologe, Juan Negrín, sein Kriegsminister wurde der gemäßigte Sozialist Indalecio Prieto. (Manfred Scheuch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. 8. 2006)