Wien - Spätestens 2011 droht Österreich ein Pflegenotstand, so die düsteren Aussichten des Wiener Soziologen Tom Schmid von der Sozialökonomischen Forschungsstelle in Wien im Ö1-Morgenjournal vom Dienstag. Grund: Das Ende der Übergangsbestimmungen am Arbeitsmarkt für die Menschen aus den neuen EU-Ländern in Osteuropa.

Weniger Qualität für illegale Arbeitsbedingungen

Für Schmid macht sich die EU-Erweiterung am Pflegesektor schon jetzt bemerkbar: Die Qualität der Arbeit der Pflegerinnen aus Osteuropa sinke, weil immer mehr Länder in Westeuropa die gut ausgebildeten Pflegerinnen aus Tschechien oder der Slowakei haben wollen.

Während PflegerInnen in Österreich erst ab 2011 legal arbeiten dürfen, ist dies in Großbritannien, Schweden und Irland schon jetzt möglich. Andere Länder ziehen bereits nach: Spanien, Portugal und Finnland haben die Übergangsbestimmungen zur Gänze abgeschafft, Frankreich, Belgien und Luxemburg zum Teil. Die Folge: Der Wettbewerb um die gut ausgebildeten Pflegekräfte wächst. Die für Schmid logische Entwicklung: "Die am besten ausgebildeten Pflegerinnen arbeiten natürlich lieber legal in diesen Ländern als illegal - also ohne Sozialversicherung, ohne Pensionsversicherung usw. in Österreich."

Kosten

Schmid warnt auch vor den Kosten, die mit dem Ende der Übergangsbestimmungen entstehen. PflegerInnen, die jetzt billig illegal arbeiten, müssten ab 2011 auch normal bezahlt werden. Diese bis zu 350 Millionen Euro pro Jahr, die sich die öffentliche Hand bis jetzt erspart, müsse die Politik dann bereitstellen, sonst könnten sich bis zu 20.000 Familien mit pflegebdürftigen Angehörigen diese Pflege nicht mehr leisten. (red)