Auflage und 367.000 Euro Umsatz pro Jahr kostet die Gratiszeitung Heute die Krone. Die Zahl nennt die deutsche WAZ als Krone-Hälfteeigentümerin in einem weiteren Protestbrief an Mitgesellschafter Hans Dichand.

Anlass: Die Krone veröffentlichte einen "Gastkommentar" des Heute-Chefredakteurs Richard Schmitt, der bereits in der Gratiszeitung erschienen war. Thema: Wolfgang Fellner, der an einer neuen Tageszeitung bastelt, hat erklärt, er wolle U-Bahn-Fahrer "nicht als Leser", weil sie "weniger gebildet" seien. Was Schmitt natürlich zurückweist.

Auflagenverluste

"Es ist nicht einsichtig, aus welchem Grund diese Bemühungen von Heute um seine Leserschaft in der Kronen Zeitung stattzufinden hätten", schreibt WAZ-Anwalt Daniel Charim Dichand. "Dies umso mehr, als Heute erhebliche Auflagenverluste der Kronen Zeitung verursacht", wie Dichands Anwältin Huberta Gheneff in der Schiedsklage gegen die WAZ ausführe.

Charim schreibt, "dass bis zum heutigen Tag verschwiegen wird, welche natürlichen Personen wirtschaftlich an Heute beteiligt sind und dessen Finanzierung sichern. Eine Reihe von Umständen spricht nun aber dafür, dass Sie selbst dazu zählen." Dichand und seine Schwiegertochter Eva, Herausgeberin und Geschäftsführerin des Gratisblattes, haben stets jede Beteiligung von Dichand senior dementiert. Dafür bräuchte er das O. K. der WAZ.

"Pflicht verletzt"

"Es kann nicht hingenommen werden, dass Verantwortliche der Krone ihre Pflicht, im Interesse des Unternehmens tätig zu sein, in derartiger Weise verletzen" und ihre Befugnisse "im Interesse eines anderen Unternehmens einsetzen", heißt es weiter in dem WAZ-Brief. Dichand müsse die Krone "in voller Unabhängigkeit von Interessengruppen führen" - "also auch in Unabhängigkeit von den Interessen der Gratiszeitung Heute und gegebenenfalls von Ihren eigenen Interessen und jenen Ihrer Angehörigen". "Neuerlich" und "dringend" fordert die WAZ ihn auf, "Ihren Pflichten zu entsprechen".

Die 367.000 Euro Umsatzminus durch Heute berechnete die Krone/Kurier-Tochter Mediaprint. Heute kostet die Krone damit pro Jahr ziemlich genau halb soviel wie Hans Dichand pro Monat als Alleingeschäftsführer mit seinen 712.000 Euro Vorabgewinn.

Rund neun Millionen pro Jahr brauchte die Mediaprint nach deren Berechnungen übrigens für eine eigene Gratiszeitung zur Abwehr des Fellnerblattes, das ein kostenloser Ableger unterstützen wird. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 9.8.2006)