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Ernest Hemingway (re.) mit Captain Milton Wolfe von der US-Freiwilligenbrigade Lincoln-Washington.

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Die sowjetischen Berater, die mit der Waffenhilfe nach Spanien kamen, sahen für deren Wirksamkeit eine Reorganisation der republikanischen Streitmacht als Voraussetzung. Disziplin war das Zauberwort, mit der die neue "Volksarmee", in die die Milizen eingebaut wurden, im Frühjahr 1937 gegen die Aufständischen vorgehen sollte; in ihr waren die in führende Positionen gehievten Vertrauensleute Kommunisten. Zugleich begann die Entmachtung des Ministerpräsidenten Largo Caballero.

Anfang April plante dieser eine Offensive zur Entlastung der von den Truppen Molas bedrängten Basken und dem von den Republikanern gehaltenen Asturien. Sein Generalstab trat für einen Großangriff westwärts in die Extremadura ein, wo nur schwache Franco-Truppen standen, um so das nationalspanische Territorium zu spalten. Die Kommunisten lehnten dies ab, weil sie dadurch Madrid gefährdet sahen. Der Plan blieb unausgeführt, da die Sowjetberater die Beistellung von Panzern und Flugzeugen verweigerten. Bei Largos Berufsoffizieren löste diese Bevormundung großen Unmut aus. Die Ersetzung des Premiers durch Juan Negrin und die Ernennung von Largos altem Rivalen, dem Rechtssozialisten Prieto, zum Kriegsminister, machten möglich, dass nun der Sowjetplan einer Offensive nordwärts zum Tragen kam.

Angriffsziel Segovia

Am 30. Mai wurde der Angriff in der Sierra de Guadarrama mit dem Ziel Segovia gestartet (diese Offensive bildet den Hintergrund von Hemingways Roman "Wem die Stunde schlägt"). Sie scheiterte an der Luftüberlegenheit der Gegner; etwa 3000 Mann fielen, darunter 1000 der XIV. Internationalen Brigade unter "General Walter". Ebenso brach die katalonische Offensive auf Huesca zusammen, bei der der Kommandeur der XII. Internationalen Brigade, General Lukács, fiel. Ihre Verluste, wie die der Anarchisten und POUM-Leute, waren sehr hoch (George Orwell wurde hier schwer verwundet).

Nun aber sollte am 6. Juli die erste republikanische Großoffensive des Kriegs starten: sie richtete sich auf Brunete, einen Verkehrsknotenpunkt westlich von Madrid. Die von den Kommunisten propagierte "aktive Kriegspolitik" sollte hier ihre erste Probe bestehen; leider trat das Gegenteil ein.

Unter dem Oberbefehlshaber José Miaja sollte eine 70.000-Mann-Armee, unter ihnen die fünf internationalen Brigaden, mit Panzer- und Flugzeugunterstützung, die westlich von Madrid schwach gehaltenen Linien der Nationalisten durchbrechen und so die Ausbuchtung der Front, die bis zum Uni-Campus am Rand der Hauptstadt reichte, durchschneiden.

Patt in der Gluthitze

Brunete wurde von der gerühmten kommunistischen 11. Division unter Enrique Lister eingenommen. Unterbrochen von für beide Seiten opferreichen Kämpfen, herrschte zunächst in der Gluthitze des Juli eine Pattsituation, wobei sich zeigte, dass auf republikanischer Seite für den Nachschub schlecht vorgesorgt war. Am 18. Juli, dem Jahrestag des Gene-ralsaufstandes, griffen die Nationalisten an. Für die deutschen Kampfflieger waren die sowjetischen T-26 Panzer auf dem offenen Gelände leichte Ziele; von den 132 Panzern waren bald nur noch 38 fahrfähig. Dazu kam, dass von den sowjetischen Beratern auf den Durchbruch mit Panzereinheiten als Angriffsspitze verzichtet worden war - eventuell deshalb, weil der Erfinder dieser Taktik, Marschall Tuchatschewski, zuvor in Moskau hingerichtet worden war.

Listers Soldaten konnten dem Angriff der Franco-Infanterie nicht standhalten und flüchteten. Es folgten härteste Disziplinarmaßnahmen mit etlichen Erschießungen. Die Brunete-Offensive brachte den Republikanern einen Bodengewinn von nur 50 Quadratkilometern. Für die KP-Propaganda war das dennoch ein "Sieg". Die Republikaner verloren 25.000 Mann, ihre Gegner 18.000. "Die Kommandeure und die Luftwaffe waren die Achillesferse der Volksarmee", stellte Minister Prieto fest. Und Stalin erhielt aus Spanien Berichte "von einer pessimistischen Stimmung und dem Mangel an Siegeszuversicht (besonders seit der Operation in Brunete)". (Manfred Scheuch/DER STANDARD, Printausgabe, 10. August 2006)