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Zufrieden, aber kritisch betrachtet Post-General Anton Wais das über den Erwartungen liegende Zahlenmaterial und die deutlich vergrößerte "Portokassa" des gelben Riesen.

Foto: APA/Harald Schneider
Wien - Einen kleinen Umsatzzuwachs (um ein bis zwei Prozent) und eine deutliche Ergebnissteigerung (um zehn bis 15 Prozent) stellte die Österreichische Post AG am Freitag für das Gesamtjahr 2006 in Aussicht. Garniert wurden die guten Nachrichten der Halbjahresbilanz - der Betriebserfolg (Ebit) stieg von 56,2 auf 66,3 Millionen Euro, der Umsatz um drei Prozent auf 861 Mio. Euro - mit dem Versprechen, für laufende Geschäftsjahr 70 Millionen Euro Dividende zu zahlen. "Das ist beim derzeitigen Kurs eine Rendite von vier Prozent", rechnete Finanzvorstand Rudolf Jettmar in einer Pressekonferenz vor.

"Bitte warten" heißt es hingegen bei der mehrfach angekündigten Akquisition in einem der neuen EU-Länder. bzw. Beitrittskandidaten. von einem bevorstehenden Einstieg war vor zwei Monaten in Tschechien und/oder Rumänien die Rede. Post-General Anton Wais wollte nicht einmal sagen, ob es sich um einen Brief-, Paket- oder Werbezettelverteiler handelt, auf den er ein Auge geworfen hat. Fix ist derzeit offenbar nur, dass die Expansion noch heuer stattfinden soll, dass sie das vorderhand nur 30 Millionen Euro schwere Auslandsgeschäft nicht viel vergrößern wird - und dass es nicht der Express-Dienstleister Trans-o-flex ist, bei dem die Postler einsteigen wollen.

Expansion

Die Kooperation mit dem ehemaligen Ableger der Deutschen Post entwickle sich mit 2300 Lieferungen pro Tag "genauso hervorragend wie erwartet", versicherte Wais; Kaufen werde man die primär in der Arzneimittel-Zustellung in Deutschland sehr starke Trans-o-flex aber nicht. Ob das am hohen Preis (500 Millionen Euro, Anm.) liegt, den Finanzinvestor Odewalt & Compagnie angeblich verlangte, wollte Wais nicht bestätigen. Ausreichend liquide Mittel wären jedenfalls vorhanden, die "Portokasse" für die Expansion hat sich von 175 auf 343 Mio. Euro vergrößert; die verzinslichen Aktiva dank Immobilienverkäufen gar auf 460 Millionen Euro.

Hörbar erleichtert klangen Post-Chef Wais und sein Vize Jettmar darüber, dass der 15-prozentige Einbruch bei den Sparder Bawag P.S.K. im ersten Quartal mit "dem Wertpapiergeschäft und anderen Finanzprodukten kompensiert werden konnte. Damit sei im Filialnetz, das (nach den 600 Postamtsschließungen) 2005 erstmals einen Mini-Gewinn auswies, auch heuer keine Ertragsdelle zu befürchten.

Im Gegenteil. Der Umsatz im Filialnetz sei um 3,7 Prozent gewachsen, jener im Kerngeschäft Brief (inklusive Medienpost, Infomail) nur um 1,9 Prozent (auf 650,5 Mio. Euro), während die Sparte Paket & Logistik um 9,7 Prozent auf 111,4 Mio. Euro zulegte.

Apropos Bawag P.S.K.: Die Post will bei der Gewerkschaftsbank, mit der sie bis 2010 vertraglich fest verbunden ist, "definitiv nicht" einsteigen und auch gemeinsam mit anderen Kaufinteressenten kein Angebot legen. "Kaufinteressenten in der letzten Runde werden aber mit uns sprechen wollen", sagte Wais, der das Geschäft, das jährlich 100 Millionen Euro einbringt, sichern muss, zum Standard. Wichtig sei ein Partner, der das Geschäft verstehe. Gefährdet sieht er den Ertragsbringer durch die Bawag-Krise nicht, er suche deshalb auch nicht nach Alternativen. Nicht so forsch vorgehen will Wais künftig beim Personal, wo heuer 850 Vollzeitposten wegrationalisiert wurden. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12./13.8.2006)