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Marokkanische Soldaten kämpften für Franco an der Ebro-Front gegen die Republikaner.

Foto: AP
In der letzten Juliwoche, 1938, als alles erwartete, er werde nun Richtung Barcelona marschieren, wandte sich Franco von Teruel nach Süden, mit dem Ziel, nach Valencia vorzustoßen. Offenbar glaubte er, einen Überraschungserfolg zu erzielen. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass die Festungslinie in der fruchtbaren Huerta in einer Weise erneuert worden war, dass sie auch einen Bombenhagel gut überstehen konnte. Der Sturmangriff der Nationalen zerbarst im Maschinengewehrfeuer der Verteidiger, und nach schweren Verlusten brachen sie die Offensive ab. Valencia war gerettet.

In Barcelona, das von Madrid aus nur noch per Schiff oder Flugzeug erreicht werden konnte, war der Kriegsrat der Regierung zusammengetreten. Ministerpräsident Negrín war überzeugt, dass Valencia bald erneut angegriffen würde, und Generalstabschef Lluch Rojo stimmte der Ansicht zu, dass der Angriff die beste Verteidigung wäre. Etwa 100 Kilometer von seiner Mündung, nördlich von Tortosa, sollte der Ebro an mehreren Stellen überschritten werden.

Brücken geschlagen

Unter den ersten Abteilungen, die in der Nacht vom 24. zum 25. Juli in Fischerbooten das andere Ufer erreichten, waren auch Kämpfer des österreichische Bataillons "12. Februar 1934". Danach wurden von Pionieren in Windeseile fünf Pontonbrücken errichtet, um der bereitstehenden Armee mit ihren Panzerfahrzeugen den Übergang über den Ebro zu ermöglichen. Durch die Offensive sollte ein Angriff Francos auf Katalonien verhindert werden.

Die Marokko-Armee auf der anderen Seite des Flusses war von dem Angriff völlig überrascht. Ohne auf großen Widerstand zu stoßen, waren bald alle Orte am rechten Ufer des großen Ebro-Bogens in republikanischer Hand. General Lister war bereits 40 Kilometer vorgedrungen und stand vor dem Verkehrsknotenpunkt Gandesa. Die Republikaner machten 4000 Gefangene, die Reste der Nationalen zogen sich Richtung Saragossa zurück. Doch Gandesa, das in gebirgigem Gelände liegt, wurde von ihnen gegen ein opferreichen Sturmangriff der vorwiegend englischen XV. Interbrigade gehalten.

Anfangs herrschte bei den Republikanern über das Gelingen des kühnen Plans der Ebroüberquerung Hochstimmung. Dazu trug auch bei, dass die einsetzende Krise um die Tschechoslowakei die Hoffnung auf einen europäischen Krieg gegen die Achsenmächte aufblühen ließ.

Krisen beider Lager

Dennoch kam es zu internen Streitigkeiten in der Regierung, weil Negrín und die Kommunisten die Autonomie der Basken und Katalanen beschränken wollten. Deren Führer Aguirre und Companys streckten daraufhin Friedensfühler über England aus. Übrigens hatte auch Franco eine Krise zu bewältigen, als unzufriedene Falangisten über seinen Kopf hinweg dem Sohn des letzten Königs den Thron anboten.

Als Franco seinen Gegenangriff startete, ließ er die Schleusen der Staudämme oberhalb des Ebro-Bogens öffnen; der Wasserstrom riss die Pontonbrücken fort, sodass der Nachschub für die Republikaner stockte. Dann folgten die Bombardements, vor allem auf die Brückenköpfe. Wochenlang tobte der erbitterte Kampf um die Gebirgsstellungen, in denen sich die Republikaner verschanzt hatten.

Franco persönlich legte Wert darauf, dass zuerst alle Plätze, die zuvor schon nationalspanisch waren, gesäubert würden. Die Kämpfe dauerten bis in den November hinein, den Soldaten wurde Übermenschliches abgefordert, und die Verluste auf beiden Seiten waren die höchsten aller Schlachten des Bürgerkriegs.

Republik gescheitert

Auf einen schmalen Streifen des rechten Ebro-Ufers zurückgedrängt, überquerten die letzten Kämpfer der XIII. Interbrigade im Nebel des 13. November die Eisenbrücke bei Flix und sprengten sie hinter sich in die Luft. Das war das Ende der Schlacht am Ebro. Die letzte große Kraftanstrengung der Republik war gescheitert. (Manfred Scheuch/DER STANDARD, Printausgabe, 12./13. August 2006)