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Foto: ap/Martin Meissner
Berlin - Arbeitslose haben einer Studie der Universität Leipzig zufolge einer kürzere Lebenserwartung als Erwerbstätige. Vor allem in Ostdeutschland seien Erwerbslose "erhöht gefährdet, krank zu werden", sagt der Leiter des Instituts für medizinische Psychologie, Elmar Brähler. Ursache seien vor allem Depressionen und Suchtkrankheiten wie Alkoholismus, bei Frauen auch Tablettensucht, Erschöpfungssymptome und Bluthochdruck bis hin zum Herzinfarkt.

Erhöhte Sterblichkeit tritt früh ein

Diese Krankheiten seien bei Arbeitslosen "viel häufiger als bei Menschen, die einen Job haben", erklärte Brähler. Ihre Sterblichkeit sei dadurch massiv erhöht, schon kurz nach Eintritt der Arbeitslosigkeit sei sie mehr als doppelt so hoch wie bei Erwerbstätigen. "Menschen, die mehr als zwei Jahre arbeitslos sind, haben statistisch sogar ein vier Mal höheres Sterberisiko. Wer also arbeitslos ist, stirbt statistisch gesehen früher als ein Berufstätiger im selben Alter", sagte Brähler.

Schock, Erholung, Enttäuschung

In der Regel verschlechtere sich der Gesundheitszustand eines Menschen mit Eintritt der Arbeitslosigkeit rapide. "Auf den anfänglichen Schock unmittelbar nach dem Jobverlust, der oft tiefe Depressionen verursacht, folgt eine Phase der Erholung", sagte der Wissenschafter. Der Arbeitslose werde oft sehr aktiv, wenn seine Bemühungen dann aber scheitern, trete nach etwa zwölf Monaten oft eine Phase des Fatalismus ein.

Angst vor Arbeitslosigkeit macht krank

"Die Betroffenen beginnen sich aufzugeben." Krank werden könne aber schon jemand, der zwar einen Job, aber auch große Angst vor der Arbeitslosigkeit habe. "Auch so etwas schädigt die Gesundheit", betonte Brähler.

Vor allem Arbeitslose in Ostdeutschland sind demnach erhöht gefährdet, krank zu werden. "Viele mussten die Hoffnung, überhaupt noch einmal Arbeit zu finden, ganz aufgeben", erklärte Brähler. Die großen Entlassungen nach der deutschen Wiedervereinigung hätten außerdem sehr viele sehr leistungsorientierte Menschen getroffen, die unter normalen Umständen wohl kaum arbeitslos geworden wären. "Diese leiden in der Regel besonders." (APA/AP)