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Größenverhältnisse: links oben das innere Sonnensystem bis zum Asteroidengürtel, rechts oben das äußere Sonnensystem inklusive des Kuiper-Gürtels, links unten die Oortsche Wolke, die das Sonnensytem wie eine Schale umgibt.

Foto: APA/EPA/NASA
Wo das Sonnenlicht nur mehr für sehr wenig Helligkeit sorgen kann, müssen optische Messmethoden durch andere Formen der Beobachtung ersetzt werden. - Und die können dann für so manche Überraschung sorgen: zum Beispiel was die Anzahl kosmischer Objekte in den äußeren Regionen unseres Sonnensystems betrifft.

Jenseits der Bahn des Neptun - des mittlerweile zum Leidwesen mancher äußersten Planeten unseres Sonnensystems - liegt der Kuiper-Gürtel, eine scheibenförmige Region voller Himmelskörper, der sogenannten "transneptunischen Objekte" (TNOs). Dazu gehören Zwergplaneten wie der Pluto, mehrheitlich jedoch kometenähnliche Objekte. Etwa 1.000 solcher TNOs sind heute bekannt, ihre Größe reicht von 25 bis mehrere 100 Kilometer. Ihre Gesamtzahl dürfte jedoch um einige Zehnerpotenzen höher liegen, wie eine jüngst gemachte Entdeckung vermuten lässt.

Eisige Winzlinge

Astronomen um Hsiang-Kuang Chang von der taiwanesischen National Tsing Hua University entdeckten auf relativ kleinem Raum gleich 58 vermutliche TNOs, alle zwischen 20 und 100 Meter groß. Eine Hochrechung dieser Zahl auf den gesamten Kuiper-Gürtel ergab, dass es eine Billiarde (zehn hoch fünfzehn) transneptunische Objekte von bis zu 100 Meter Größe geben könnte.

Die "Beobachtung" geschah auf indirekte Weise: Die Astronomen werteten Archivaufnahmen des 9.000 Lichtjahre entfernten Neutronensterns Scorpius X-1 aus. Die Strahlung des Sterns wurde im Beobachtungszeitraum mehrmals für wenige Millisekunden abgeschwächt - was nur von einem vor ihm vorbeiziehenden Objekt verursacht worden sein kann.

Eine schöne Zahl und verbleibende Zweifel

Nimmt man eine durchschnittliche Entfernung solcher Objekte von etwa 40 Astronomischen Einheiten (also mitten im Kuiper-Gürtel gelegen) an, dann würde ihre Größe 20 bis 100 Meter betragen und man käme auf die schöne Zahl von einer Billiarde. Dass es sich um der Erde nähere Objekte - etwa aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter - handeln könnte, schließen die taiwanesischen Forscher aus Gründen der Wahrscheinlichkeit aus.

Scott Kenyon vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge wendet laut "New Scientist" allerdings ein, dass es sich auch um größere Objekte in größerer Entfernung, also auch weit außerhalb unseres Sonnensystems, handeln könnte. Chang glaubt dennoch, dass der größte Teil der Objekte im Kuiper-Gürtel liegt. Das würde nicht nur bisherige Zahlenschätzungen bei weitem übertreffen. Man müsste den vermeintlich fragilen Gebilden aus Eis, Staub und Fels dann auch eine wesentlich größere Stabilität zuerkennen als gedacht, wenn sie trotz der zahlreichen Kollisionen untereinander eine so hohe Anzahl aufrecht erhalten konnten. (red)