Donnerstag entscheiden 35 Aufsichtsräte, wer den ORF künftig führt. Die Wahl des nächsten Generals könnte auf das fragwürdige Motto von Monika Lindners erster Werbekampagne hinauslaufen: "Alles bleibt besser".

Schafft Lindner, die Parteikandidatin der ÖVP, doch noch die Wiederwahl, droht Kontinuität, wenn auch mit anderem Führungsteam: Sinkende Marktanteile und Werbeumsätze mangels kommerziellen Könnens, zugleich entgegen allen Versprechungen keinen Deut öffentlich-rechtlicheres Programm, um jährlich 450 Gebührenmillionen zu rechtfertigen. Dazu regierungs- und vor allem ÖVP-freundliche Berichterstattung, künftig vielleicht nicht mehr ganz so zentral kommandiert.

Löst Alexander Wrabetz, laut Eigendefinition Sozialliberaler, seine Chefin ab, bedeutet das noch keinen radikalen Bruch. Wrabetz managte den ORF für Lindner, er prägte den kommerziellen Kurs mit. Seine Bewerbung gelobt Offenheit in der Information, auch öffentlich-rechtliches Bemühen. Vorerst sind das, wie bei allen, Wahlversprechen. Was über sein Team bisher durchsickerte, dämpft Hoffnungen. Hier redet der ganze Regenbogen von Rot bis Orange, von Grün bis Blau und – wie bei Lindner – Technikbetriebsrat mit, den er zur Wahl braucht. Bunter als reines Schwarz, aber noch kein Ausweis von Kompetenz.

Beim bürgerlichen Außenseiter Wolfgang Lorenz ließen Unberechenbarkeit, Widerspruchsgeist hoffen. Er hat freilich wie Lindner den umstrittenen TV-Chefredakteur Werner Mück als Infodirektor an Bord. Lorenz' Großprojekte wie die Kulturhauptstadt Graz 2003 erkauften ihren Erfolg verdammt teuer. Lorenz könnte einen rechnenden Generaldirektor ebenso gut gebrauchen wie Wrabetz ihn als Programmdirektor. Oder Lorenz hört gar als General auf einen – hoffentlich kundigen – Finanzchef. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.8.2006)