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Die Dichte von Fastfood-Restaurants in einem Land ist auch ein Gradmesser für die Ausbreitung der wirtschaftlichen Globalisierung.

Foto: AP/Julio Cortez
Wien – Wien ist nicht so anders, wie behauptet wird. Haben Sie sich einmal gefragt, wie viele McDonalds-Restaurants es in der Bundeshauptstadt gibt? Es sind 48. "Die Angleichung von Geschmäckern – auch das ist Globalisierung", sagt Axel Dreher dazu. Der deutsche Assistenz-Professor an der ETH Zürich muss es wissen: Dreher ist Erfinder des "Globalisierungsindex", der seit 2002 erstellt wird und Staaten nach ihrem Globalisierungsgrad vergleicht.

Österreich liegt in diesem Länderranking ganz vorne und hat sich gegenüber 2005 vom neunten auf den sechsten Platz verbessert. Bei der rein wirtschaftlichen Globalisierung liegt Österreich an zehnter Stelle, eingebettet zwischen Bahrain und Estland. Deutschland liegt nur auf Platz 35, gleichauf mit der „Wirtschaftsmacht“ Panama. In politischer Hinsicht gilt Österreich fast so globalisiert wie Ägypten, das an elfter Stelle liegt. Für die soziale Dimension weist der Index Österreich Rang 13 aus. Weltmeister im Globalisieren sind die USA, am unteren Ende der Bandbreite rangieren Mauritius und die Philippinen.

Drei Dimensionen

Studien gebe es viele, aber einen umfassenden Globalisierungsindex habe laut Dreher noch keiner zuvor erstellt. "Wichtig war für mich, nicht nur ökonomische Komponenten der Globalisierung heranzuziehen, sondern auch soziale und kulturelle zu berücksichtigen", schildert Dreher.

Es gehe nicht darum zu werten, „zu sagen, Globalisierung ist moralisch gut oder schlecht“. Es sei vielmehr ein Versuch, Globalisierung fassbar zu machen. "Die Menschen haben einfach unterschiedliche Vorstellungen davon, was Globalisierung ist".

Um die Aussagekraft zu erhöhen, sollen neue Kriterien aufgenommen werden. "Ikea? Warum nicht?", lacht Dreher. Ikea zu erfassen wäre möglich, denn es gehe ja um die "Angleichung von kulturellen Gewohnheiten, oder anders gesagt, inwieweit sich Geschmäcker angleichen". Die Anzahl der "H&M"-Geschäfte pro 100.000 Einwohner, Nummer-eins-Vergleiche der Musik-Charts oder die Zahl importierter Hollywood-Filme mit einzubeziehen, ist angedacht.

Ärgerlich bei der Index-Erstellung sei, dass "die allermeisten Daten nur mit einer Verzögerung von etwa zwei Jahren vorhanden sind", sagt Dreher. "McDonalds war sehr unkooperativ, sie haben uns keine Informationen zur Verfügung gestellt." Daher habe ein Mitarbeiter für die Variable "Anzahl der McDonalds Restaurants pro 100.000 Einwohner" für jedes Land einzeln die Daten recherchieren müssen. Auch für den Irak – denn dort seien mit den US-Truppen auch die Fastfood-Ketten gekommen. Übrigens: Österreich liegt bei der Quote der McDonalds-Lokale auf Rang zwölf von 80 möglichen. (Stefan Hofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.8.2006)