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1940 trafen Hitler und ein Nazi-Offizier Franco (re.), um ihn zum Kriegseintritt zu bewegen. Franco überlebte aber das Ende des Faschismus.

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Francos Alleinherrschaft kannte keine Milde. Der am ersten Tag des Aufstandes einsetzende Rachefeldzug gegen Linke und Liberale wurde noch verschärft. Dazu hatte der Caudillo schon Anfang 1938 ein Dekret gegen Personen erlassen, die sich seit Oktober 1934 "subversiver Tätigkeit" schuldig gemacht hatten, aber auch gegen alle, die seither die nationale Regierung "aktiv oder durch passive Resistenz" bekämpft hatten.

Unter diesen Erlass fielen praktisch alle, die auf Seiten der Republik standen, und schon in den Tagen der Eroberung der letzten republikanischen Städte war dies ein Freibrief für tausendfachen Mord. Danach begannen die Dienststellen der Regierung und der Falange nach willkürlichen Proskriptionslisten zu verhaften, zu foltern, ihre Opfer in KZ-ähnliche "Besserungsanstalten", in Zwangsarbeitslager zu stecken oder nach einem für den Angeklagten chancenlosen Prozess hinzurichten.

Hand in Hand damit ging ein scharfes Pressegesetz, das jede Kritik am Regime mit Strafen bedrohte. 1941 wurde ein "Staatssicherheitsgesetz" beschlossen, das illegale Propaganda, Verbreitung von Gerüchten und Streiks als "militärische Rebellion" mit schweren Strafen bedrohte. Ein weiteres Gesetz "gegen Banden und Terrorismus" unterdrückte da und dort auftretenden Guerilla-Widerstand. Einschließlich der in den Lagern an Hunger oder Krankheit Umgekommenen wird die Zahl der "Nachbürgerkriegs-Opfer" auf 200.000 geschätzt.

Kriegsgewinnler

Spanien wurde auf die Zeit vor der Republik zurückgedreht. Die großen Landgüter wurden an ihre früheren Besitzer zurückgestellt. Die Regierung legte die Landarbeiterlöhne fest - sie sollten erst 1956 wieder das Niveau von 1931 erreichen. Das war eine Bestrafung des aufmüpfigen ländlichen Proletariats, dem umstürzlerische "Begehrlichkeit" ein für allemal ausgetrieben werden sollte.

Zweiter ganz großer Nutznießer von Francos "neuer Ordnung" war die katholische Kirche. Ihre Autorität über das geistige Leben wurde in vollem Umfang wiederhergestellt. Sie erhielt nicht nur ihre Vermögen, sondern auch ihre Oberaufsicht über das Erziehungswesen zurück - von den Elementarschulen bis zu den Universitäten. Tausende Lehrer und Universitätsprofessoren, die als freigeistig verdächtig galten, wurden entlassen. Die Bibliotheken wurden "gesäubert", das gesamte kulturelle Leben wurde der sittenstrengen kirchlichen Zensur unterworfen.

Für Frankreich war die Aufnahme von einer halben Million Flüchtlingen eine finanzielle Last. Den zivilen Asylsuchenden wurde nahegelegt, nach Spanien zurückzugehen, und etwa 180.000 kehrten heim; viele von ihnen mussten dort unter Verdächtigungen leben. Die Bedingungen in den Lagern für internierte Kombattanten waren katastrophal und produzierten hohe Sterblichkeitsraten. Einem Teil gelang die Auswanderung nach Lateinamerika, vor allem nach Mexiko. Die Sowjetunion ließ nur geeichte Kommunisten ins Land.

1975 kam das Ende

In Mexiko wurde eine Exilregierung gebildet, nach einem Streit zwischen Negrin und Prieto stand wieder Giral an der Spitze einer Republik, die es nicht mehr gab. Kommunisten waren darin nicht vertreten, aber weder England noch Frankreich anerkannten sie. 1940 versuchte Hitler, Franco in einem Treffen an der Pyrenäengrenze zum Kriegseintritt zu bewegen, doch dieser stellte so unverschämte Ansprüche auf französische Kolonien, dass man sich mit Spanien als "nicht kriegführend" (statt neutral) und später mit der Entsendung einer falangistischen "Blauen Division" in den Krieg gegen die Sowjetunion begnügen musste. So wurde der "Caudillo" zum Überdauerer im Untergang des Faschismus, im Kalten Krieg gestärkt durch einen Militärpakt mit den USA. Franco erklärte Spanien zur Monarchie, Thronerbe Juan Carlos sollte, unter Francos Vormundschaft aufgewachsen, nach dessen Tod König werden. 1975 war es so weit: keineswegs auf den Wegen seines "Vormunds", führte Juan Carlos I. Spanien zu Demokratie und Freiheit. (Manfred Scheuch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.8.2006)