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Bei Christie's wird nicht nur versteigert, sondern auch gelehrt.

Foto: ap/Wigglesworth
Wer beim Londoner Auktionshaus Christie's studiert, muss zwar investieren, hat aber selbst mit einem Kunststudium gute Jobaussichten: Banken, Versicherungen und Galerien schätzen Christie's Absolventen wegen der praxisnahen Ausbildung. Ab Herbst startet der Masterkurs "Die Kunst Chinas".

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Christie's, das feine Auktionshaus mit Hauptsitz in London, erregt nicht nur mit spektakulären Auktionen Aufsehen, sondern bildet auch aus: Jedes Jahr bekommen stolze 140 Studenten vom Londoner Ableger von Christie's Education – dem Ausbildungsprogramm von Christie's – ihre Master- und Diplomzeugnisse.

In diesem Jahr kommt zu den drei Masterprogrammen in Europäischer Kunstgeschichte, Zeitgenössischer Kunst und Dekorativer Kunst noch ein weiter Masterkurs dazu: Die Kunst Chinas.

"Christie's hat eine große China-Abteilung und darüber hinaus gute Kontakte zu Sammlern von chinesischer Kunst", sagt Direktorin Irmgard Pickering. "Aus diesem Grund bieten wir ab Oktober auch diesen Kurs an."

Eine etwas eigenartige Begründung für ein neues Kursangebot? Nicht für diejenigen, die das Konzept von Christie's Education kennen: In der Ausbildungsstätte in der Londoner Great Tichfield Street, unweit vom British Museum, ist reine Theorie verpönt. Nur aus Büchern oder anhand von Dias zu lernen käme bei Christie's nie infrage: "Unsere Studenten lernen am Objekt", sagt Pickering. "Sie sollen es aus nächster Nähe betrachten, um das Auge zu schulen." Katharina Husslein, die Tochter der Kunstmanagerin Agnes Husslein, kann da nur nicken. "Wir haben alte Töpfe und Steine anfassen dürfen und gingen auch fast jeden Nachmittag ins Museum", erzählt die 22-Jährige, die den zweijährigen Diplomkurs in Europäischer Kunstgeschichte absolviert hat und nun an der Uni Wien studiert.

Dazu kommt noch: "Man hat einen persönlichen Kontakt zum Professor und lernt auch ganz praktische Dinge, wie man beispielsweise einen Katalog macht", so Husslein. Obwohl die Kurse eher schulisch organisiert sind, gehen die Masterstudenten mit richtigen Universitätsabschlüssen nach Hause: Christie's Education hat eine Kooperation mit der Universität Glasgow, die die Standards überprüft und auch Titel vergibt.

Eine Kombination, die auf dem Arbeitsmarkt sehr geschätzt wird. "Unsere Absolventen arbeiten nicht nur bei Galerien oder in Museen, sondern auch bei Versicherern, die Kunstversicherungen anbieten oder Banken, die Kunden bei der Investition in Kunst beraten", so Pickering. Und so sind es auch nicht nur Kunststudenten, die sich bei Christie's den nötigen Feinschliff holen.

Bei den Masterprogrammen sind auch Juristen, BWler oder Absolventen anderer Studiengänge zugelassen, vorausgesetzt, sie können beim mündlichen und schriftlichen Test die Jury überzeugen, dass sie Kunstwissen, aber auch ein Gespür für die schönen Dinge mitbringen. Bewerber bekommen eine Postkarte vorgehalten und müssen dann das Gezeigte richtig einordnen können. Von rund 300 Bewerbern schaffen die Hälfte diese Hürde. Auch Studenten aus Österreich sind darunter.

In den vergangenen fünf Jahren haben insgesamt sechs Österreicher bei Christie's ^studiert. Dabei ist das Studium alles andere als günstig. Für einen Masterkurs muss ein Student rund 20.000 Euro an Studiengebühren hinlegen, für einen zweijährigen Diplomkurs pro Jahr rund 17.000 Euro. "Dafür bekommen unsere Studenten aber ein praktisches Rüstzeug für den Job mit", sagt Pickering. Und so mancher bekommt sogar einen Job beim Auktionshaus selber. (Marlene Holzner/DER STANDARD Printausgabe, 19./20.August 2006)