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Foto: apa/dpa/Jan Woitas
Um die Tumorausbreitung zu stoppen, wird das erkrankte Gewebe entfernt. Zurück bleibt eine Lücke, die meist zu groß ist, um auf natürlichem Wege zuzuwachsen. "Wir wollen daher ein Gerüst bauen, das dem Körper beim Wiederaufbau des Knochens hilft", so Gruber. Die Basis hat er gemeinsam mit seiner Studentin Monika Schuster geschaffen, jetzt suchen die Forscher einen Industriepartner, mit dem sie ihr Konzept zur Serienreife weiterentwickeln können.

Kunststoff für das Ersatzteil

Zuerst wird eine Aufnahme des betroffenen Knochens im Computertomografen angefertigt. Daraus ersehen die Ärzte, wie viel Knochen weg muss. Davon ausgehend machen sich die Knochenbauer daran, mithilfe von "Rapid Prototyping" ein passgenaues Ersatzteil zu bauen.

Dabei wird ein exakt gesteuerter Laserstrahl auf eine spezielle Flüssigkeit gerichtet, die sich dort, wo er auf die Oberfläche trifft, zu einem kompakten Kunststoff verfestigt. Der Vorgang heißt "Photopolymerisation": Indem der Laser hin- und herwandert und das Kunststoffteil in der Flüssigkeit gehoben und gesenkt wird, nimmt der gewünschte Kunststoffteil Gestalt an.

Ansiedelung von Knochenzellen

Nachdem das Ersatzteil implantiert wurde, zeigt sich die wahre Innovation: Auf und in dem Kunststoffteil sollen sich Knochenzellen ansiedeln und mit dem Aufbau eines natürlichen Knochens beginnen. Gleichzeitig sorgen Enzyme dafür, dass der Kunststoff abgebaut wird. Im Endzustand sollte er völlig durch natürlichen Knochen ersetzt worden sein.

Noch zu klären

Einige Fragen sind noch offen: Die Forscher müssen sicherstellen, dass das Kunststoffmaterial beim Abbau keine giftigen Abbauprodukte produziert. Und der Abbau des Kunststoffgerüstes muss mit der richtigen Geschwindigkeit passieren. Geht das zu langsam, steht der Kunstknochen dem natürlichen im Weg. Verschwindet er zu rasch, trägt er zu wenig zur Heilung bei. Gruber glaubt, dass es bis zur Anwendung in der Klinik noch "ein weiter Weg" sei. Vorsichtig optimistisch ist er aber schon, ebenso wie die TU Wien: Vorsorglich haben sie das Verfahren schon zum Patent angemeldet. (DER STANDARD, Printausgabe, derk, 21.8.2006)