Alpbach - Die seit Mitte vergangenes Jahr stark steigenden Ölpreise werden so bald nicht fallen und anders als nach dem Ölschocks der Siebzigerjahre ändern sich auch die Konsummuster nur schleppend. "Der Preisschock beim Öl wird von den Konsumenten heute noch nicht als permanent angesehen", sagte Kurt Kratena, Energieexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) am Dienstag bei einem Vortag in Alpbach.

Weil Energie heute aber besser genutzt wird als noch vor 30 Jahren, haben sich stark steigende Ölpreise viel weniger schädlich auf die Ökonomie niedergeschlagen bzw. werden dies tun. Ein 50-prozentiger Anstieg des internationalen Ölpreises kostet laut einer Rechnung des Experten die Volkswirtschaft pro Jahr zwar "nur" 0,3 Prozent Wachstum - andere, gewünschte Effekte wie ein effizienterer Umgang mit der Energie oder ein geringerer Kohlendioxid-Ausstoß bleiben aber auch ziemlich gering.

Endverbrauch nimmt wenig ab

Laut Wifo-Rechenmodell nimmt bei einer Preissteigerung um 50 Prozent der Endverbrauch an Energie um lediglich 2,5 Prozent ab und die CO2-Emissionen sinken nur um 3,4 Prozent - am stärksten noch in der Industrie, aber kaum bei den Haushalten.

Gelingt es aber, über mehr Technologie und gesetzliche Maßnahmen, die Energieeffizienz deutlich zu verbessern, wird sie (relativ) billiger und der Umgang damit auch sorgloser, befürchtet Kratena. "Statt wie bisher 100 Kilometer zu fahren, würde der Konsument in einem verbrauchsärmeren Auto dann vielleicht 120 Kilometer fahren."

Sollte der Ölpreis freilich buchstäblich durch die Decke gehen, werde sich das Verbraucherverhalten sehr wohl substanziell ändern, glaubt der Experte und schloss ironisch eine "optimistische Message" an: "Wenn der Ölpreis einmal 200 bis 300 Dollar pro Barrel erreicht, wird die Klimapolitik von selber ein bisschen leichter fallen." (APA)