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Wenn's im Fernsehkastl ordentlich rumpelt, sind aus Interviewpartnern Gegner geworden, die zu disziplinieren sind. So wie Politiker ganz selbstverständlich ihre Coaches haben, lässt sich auch die Moderatorin schulen.

Foto: APA/schlager
Sechs Minuten nach Anpfiff gab Peter Westenthaler Dienstagabend bei den "Sommergesprächen" erstmals den Ball ab. In seinem Sturmlauf ganz zu Beginn des Matches "Waldner gegen Westenthaler" ließ sich der BZÖ-Chef durch die Abwehr seiner Gegnerin kaum beirren. Sämtliche Konterstöße von ORF-Moderatorin Gabi Waldner verpufften im Nichts: Weder nützte das höfliche "Ich würde sehr gerne mit Ihnen ..." noch das sachliche "Sie haben jetzt ...", und auch nicht das verärgerte "Glauben Sie im Ernst ...?". Westenthaler landete ungehindert ein Tor nach dem anderen. Erst ein Zuruf Waldners ("Ballverlust!") stoppte ihn - vorübergehend.

"Ein Match, in dem es um Sieger oder Verlierer geht", analysiert Mediencoach Christian Moser die ORF-Schaukämpfe. Wie bremst man aber mediengecoachte Politiker in ihrem Mitteilungsbedürfnis? Ganz einfach: Indem man sich coachen lässt.

"Möglichkeiten leiser, nicht so plakativ"

"Eine halbe Stunde vor jeder Sendung" setzen sich der renommierte Medientrainer Guido Meyn und Waldner zusammen und "plaudern noch ein bisschen". Was er ihr rät? Dass man es mit einem "Grundkonflikt" zu tun habe: "Sie will journalistisch relevante Informationen aus ihm rauskriegen, er sein Wahlprogramm loswerden." Waldners Performance bisher will er öffentlich nicht beurteilen. Nur so viel: "Ihre Möglichkeiten sind leiser, nicht so plakativ."

"Extrem schwierig", pflichtet Christian Moser, Geschäftsführer der mc mediaconsult, bei. Die Latte liege nach Waldners Vorgänger Armin Wolf hoch: "Aber sie ist zu überspringen."

Konstruktiv reden

Zum "Bruderkrieg zwischen BZÖ und FPÖ" wollte die Gastgeberin den BZÖ-Chef befragen. Doch der präsentierte Monika Lindners Dienstvertrag. Was tun?

"Herr Westenthaler, wir können Ihr Parteiprogramm durch die Gegend plärren, wir könnten aber auch konstruktiv reden", empfiehlt Stefan Wagner von Intomedia als Möglichkeit und nennt das "Metadialog": "Ich sage dem Publikum mehrfach, was gerade passiert." Und wenn das Gegenüber unbeirrt weiterplappert? Dann eben provokativ, empfiehlt Wagner: "Können oder wollen Sie nicht auf meine Frage antworten?"

Training mit Sparringpartnern

Trainiert werden solche Situationen mit Sparringpartnern: Zu jedem Kandidaten existiert ein "Double". Die Strategien bei den verbleibenden Gesprächspartnern ist Wagner klar: Alexander Van der Bellens Ausschweifungen seien mit einem knappen "Interessant, aber ganz kurz nochmal . . ." zu parieren. Alfred Gusenbauer sei mit einem "okay, beginnen wir von vorne" zu disziplinieren. Die schwierigste Aufgabe in diesem Spiel der Inszenierungen wartet ganz zum Schluss. Der Bundeskanzler sei nämlich schlicht "ein sehr guter Rhetoriker". (DER STANDARD; Printausgabe, 24.8.2006)