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Wien - Im Wiener Straflandesgericht ist am Donnerstag gegen einen 39-jährigen Unternehmer ein "Mammutverfahren" eröffnet worden, das frühestens Mitte Oktober zu Ende gehen wird. An die 60 Zeugen sind geladen, auf Grund der Aktenberge muss in einem Schwurgerichtssaal verhandelt werden. Staatsanwältin Susanne Waidecker legt dem Mann in ihrer 75 Seiten starken Anklageschrift "den Großteil des Strafgesetzbuchs" zur Last, wie Verteidiger Peter Philipp zutreffend bemerkte.

Der Angeklagte soll - nachdem er mit seiner ersten Baufirma in den Konkurs geschlittert war - ein undurchsichtiges Firmengeflecht aufgezogen, Strohmänner aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis als Geschäftsführer im Firmenbuch eingetragen und zahllose Aufträge "schwarz" erledigt haben. "Etwas, was in Österreich sehr häufig passiert, wir aber selten nachweisen können", so die Staatsanwältin, die der Landeskriminalabteilung Niederösterreich ausdrücklich für die penible Ermittlungsarbeit in dieser Causa dankte.

Schalten und Walten

In einer Hand voll Firmen waltete der 39-Jährige nach Belieben. Dabei handelte es sich durchaus nicht um "Pimperlgesellschaften": Allein in einer davon waren laut Anklage 64 Männer illegal beschäftigt. Sobald Geld auf den Firmenkonten einlangte, ließ "der Chef", wie er allgemein genannt wurde, diese "räumen".

Die für ihn angenehme Folge: Er "ersparte" sich mit seiner Methode jahrelang Steuern und Abgaben. Der von der Staatsanwaltschaft errechnete Schaden soll mehr als sechs Millionen Euro betragen. "Natürlich hat er Fehler gemacht", hielt dem der Verteidiger entgegen. Zu einer detaillierteren Aussage war sein Mandant am ersten Verhandlungstag vorerst nicht bereit.

"Es lässt sich nicht belegen, wohin das ganze Geld geflossen ist", stellte die Anklagevertreterin fest. Auf jeden Fall dürfte der Mann ganz gut von seinen Geschäften gelebt haben: Er ließ sich auf einem riesigen Grundstück ein prächtiges Haus errichten und kaufte sich um 126.000 Euro einen flotten Porsche.

Lohn wieder abgenommen

Als ihm ein Arbeiter vorhielt, er wolle endlich angestellt werden und sozialversichert sein, soll er diesem aus Wut mit Gewalt den soeben ausbezahlten Lohn wieder abgenommen haben. Die Anklage lautet daher nicht nur auf schweren gewerbsmäßigen Betrug, Untreue, betrügerische Krida und grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen, sondern auch auf Raub.

Zu den Geschädigten zählt übrigens auch die BAWAG: Dieser machte der 39-Jährige mit gefälschten Papieren vor, er habe 94.000 Euro in den Bau bzw. Umbau der Eurotherme Bad Schallerbach investiert. Daraufhin gewährte ihm die Bank einen großzügigen Überziehungsrahmen, den der gefinkelte Mann weidlich ausnützte. Nun beklagt die BAWAG den Verlust von 50.000 Euro, den sie bei genauerer Prüfung der vorgelegten Unterlagen möglicherweise vermeiden hätte können.

Der 39-Jährige sitzt seit mehreren Wochen in U-Haft. Im Fall eines Schuldspruchs drohen ihm ein bis zehn Jahre Haft. (APA)