"Diese Transaktion schafft auf alle Fälle einen wirklich großen Konzern und eine Bank, die Marktführer in Italien ist", sagte Giacomo Chiorino, Chef der Investmentgesellschaft Nuovi Investimenti Sim. "Jetzt steigen auch die Aktien anderer Fusionskandidaten wie Capitalia und Banca Monte dei Paschi di Siena, die beide noch einen Partner suchen." In Italien wird für diesen Herbst der Beginn einer neuen Konsolidierungswelle unter Banken erwartet.
Spekulationen beendet
Am Donnerstag Abend hatten Intesa und Sanpaolo IMI nach monatelangen Spekulationen angekündigt, ihre Boards (Aufsichtsräte) als oberste Führungsgremien kämen am Samstag zusammen, um getrennt über einen Zusammenschluss der Institute beraten zu wollen. Sollte es zu einer Einigung kommen, würde die Transaktion nach Worten einer mit dem Geschäft vertrauten Person noch am selben Tag bekannt gegeben. Die Fusion, die aus einem reinen Aktientausch bestehe, sei weitgehend vorbereitet, hieß es.
Gemessen am Marktwert entstünde durch die Kombination von Intesa und Sanpaolo die nach Marktkapitalisierung zweitgrößte Bank Italiens nach UniCredit, die im vergangenen Jahr die Münchner HVB und die österreichische Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) geschluckt hatte.
Rechnerisch hätte das neue Institut mehr als 6.300 Filialen und wäre hinsichtlich der Präsenz in Italien die Nummer eins. Kombiniert kommen beide Banken auf eine Mitarbeiterzahl von etwa 105.000 sowie eine Bilanzsumme von 538 Mrd. Euro.
In Summe verdienten die Fusionspartner im vergangenen Jahr 5,2 Mrd. Euro. Die Intesa hat ihren Sitz in Mailand, Sanpaolo in Turin.
Aktien legten zu
Die Aktien der Fusionspartner legten am Freitag wie bereits am Vortag zu. So gewannen die Intesa-Papiere bis zum Nachmittag knapp 2 Prozent auf 5,12 Euro, die Anteilsscheine von Sanpaolo IMI notierten mit 16,09 Euro um 3,5 Prozent fester. Deutliche Kursgewinne verbuchten zudem Capitalia und Monte Paschi, während die Aktie von UniCredit - künftig größter Rivale des neuen Instituts - fast 2 Prozent verlor.
Analysten zeigten sich optimistisch, dass die Fusion ohne größere Probleme über die Bühne geht. "Das Vorhaben scheint gut vorbereitet zu sein", sagte Metteo Brancolini, Fondsmanager bei Meliorbanca. Allerdings müssten beide Häuser die Großaktionäre - darunter Credit Agricole und Santander mit an Bord holen.
Gemessen an der aktuellen Marktkapitalisierung wird Intesa mit 54 Prozent voraussichtlich ein leichtes Übergewicht in der neuen Bank haben. Santander hält derzeit noch rund 8 Prozent an Sanpaolo, während Credit Agricole auf 18 Prozent bei Intesa kommt. Beide dürften bei einem Zusammenschluss etwa auf die Hälfte verwässert werden.
Italienischen Medienberichten zufolge könnten mache Aktionäre allerdings für ihre Zustimmung zur Fusion weitere Zugeständnisse fordern - etwa die Übernahme von Filialen oder Beteiligungen an Töchtern. Experten verwiesen zudem auf mögliche Interessenskonflikte in den Bereichen Vermögensverwaltung und Versicherungsvertrieb.
Hunderte Filialen müssten abgegeben werden
Bei einer Fusion der Großbanken Intesa und Sanpaolo-IMI müssten die Italiener in neuer Formation aus kartellrechtlichen Gründen Filialen abstoßen, heißt es in der Zeitung "La Repubblica" am Freitag. Der Zeitung zufolge könnte die französische Großbank Credit Agricole, die fast 18 Prozent an Intesa hält, ihren Anteil an dem fusionierten Institut gegen Filialpakete tauschen. Laut "Il Sole 23 Ore" könnte es sein, dass die beiden italienischen Banken 300 bis 400 Filialen verkaufen müssen.
Auch in den Medien erntete der geplante Zusammenschluss Applaus. Er verändere die Natur des italienischen Kapitalismus: "Er treibt ihn voran, modernisiert ihn und bereitet ihn besser auf künftige Herausforderungen vor", schrieb beispielsweise die Zeitung "La Repubblica".
Vom derzeitigen Marktwert würde die neue fusionierte Bank die siebtgrößte in Europa, knapp hinter der UniCredit, frohlockte die Zeitung "La Repubblica". "Ich hoffe, dass diese Operation über die Bühne geht, denn das wäre wirklich eine ganz tolle Sache für das italienische Bankensystem", erklärte Ministerpräsident Romano Prodi.
De Annäherung der Banken begann im vergangenen Juli, nachdem Verhandlungen zwischen Intesa und Capitalia sowie zwischen Sanpaolo und Monte dei Paschi gescheitert waren. Auch könnten Ängste vor einem "Angriff" der spanischen Santander zu den Akten gelegt werden, die zuletzt erklärt hatte, ihren Anteil aufstocken zu wollen.