Geschlechterpolitik
Sickl: "Gesetze nicht unbedingt erfolgreich"
Frauen- und familienfreundlichste Betriebe 1999 gekürt
Wien - "Maßnahmen, die die Wirtschaft zwingen sind nicht immer erfolgreich" stellte Generationsministerin
Elisabeth Sickl (FPÖ) am Dienstag abend bei der Auszeichnung der frauen- und familienfreundlichsten
Organisationen Österreichs fest. "Man sieht es in der Frauenpolitik. Es gibt ein Gleichbehandlungsgesetz, aber die tatsächlichen
Inhalte weichen vom Formalen ab". Das ist ein Zeichen, dass Gesetze nicht unbedingt das erreichen, was sie
intendieren", fügte die Ministerin aus Kärnten hinzu.Freiwillige und kreative
Maßnahmen
Um Betriebe frauen- und familienfreundlicher zu gestalten, setzt Sickl daher auf freiwilliger und kreativer
Maßnahmen der Betriebe selbst sowie auf deren Vorbildfunktion. Durch die Kür der besten Betriebe würde
Bewußtseinsbildung geschaffen. "Wirken Sie als Beispiel in der Wirtschaft" rief sie den Preisträgern zu. Denn
manche hätten das Potenzial der Familien nicht erkannt und stünden kritisch zur Famile. Die Familie, so Sickl
weiter, sie bis auf wenige Ausnahmen "die beste Familienbetreuung in den ersten Lebensjahre eines Kindes".
90 Prozent aller Österreicher wollen ihren Nachwuchs in den "allerersten Jahren" selbst betreuuen, sagte Sickl
unter Berufung auf eine Studie.
"Das Thema Vereinbarkeit ist auch ein Geschäft, nicht nur eine Plage", stellte Werner Lanthaler von der
Industriellenvereinigung fest, der als Ersatz für Universitätsprofessorin Ursula Schneider als Festredner
eingesprungen war. (Schneider soll wegen Terminkollision abgesagt haben). Das Ende der normalen
Erwerbsbiographien und ein zu erwartender "Krieg um jene, die es vereinbaren können, von hier nach dort zu
gehen" biete aber neue Chancen, dieses Thema neu aufzurollen.
Die am Dienstag ausgezeichneten Organisationen wurden aus den dem Kreis der Landessieger gewählt. Dabei
spielte der Anteil der Frauen in Frührungsposition, die Frauenweiterbildungsquote, Anteil der Teilzeitsjobs
und die Flexibilitäten von Arbeitszeit und Arbeitsort eine wichtige Rolle. Weitere Kriterien waren die Quote der
Karenz-RückkehrerInnen, Maßnahmen während der Karenz und materielle Zuwendungen für Familien.
Entstanden ist dieser Wettbewerb aus der Initiative "Taten statt Worte", die von der steirischen
VP-Abgeordneten Ridi Steibl vor zehn Jahren erstmals in diesem Bundesland realisiert worden war.
Die Preisträger für 1999 sind:
Der Dornbirner Lichtkomponentenhersteller "Tridonic-Bauelemente" in der Kategorie Großbetriebe. Als
Leitbild gilt: "Das Personalmanagement fördert lt frauen- und familenfreundliche Strukturen oder es wird keine
MitarbeitreInnen mehr anziehen" Ein halbes Jahr vor Ende der Karnenzzeit geht die firma auf ihre
MitarbeiterInnen zu, um den Wiedereinstieg zu planen. Personalleiter Egbert Amann-Ölz, der sich während der
zweitstündigen Zeremonie mit großer Geduld seinem Kind widmete, wird das Unternehmen allerdings in
Richtung Gebrüder Ulmer verlassen.
Bei den Mittelbetrieben schnitt die Wiener Beraterfirma "P.E.F Consulting" am besten ab. Sie bietet ihren
MitarbeiterInnen eine individuell maßgeschneidete Arbeitszeiten und individuelle angepaßte Karrierepläne an.
Der investierte Aufwand, so Geschäftsführer Eder "kommt zehn bis huntertmal zurück"
Die Tullner Werbeprofis "Werbeklaus" schaffte bei den Kleinbetrieben den ersten Platz. Unter anderem mit
Gleitzeiten und der Möglichkeit, Kinder in den Betrieb mitzubringen, konnte ein leistungssteigerndes Klima
entstehen. So schupften die Mitarbeiter den Laden während eines krankheitsbedingten Ausfalls des Chefs.
Der Würdigungspreis für Non-Profit-Unternehmen ging an die Caritas der Diözese Graz-Seckau. Dieser Betrieb
fördert die Väterkarenz und bietet zu 40 Prozent Teilzeitjobs. Kein Geringerer als Caritas-Präsidente Franz
Küberl nahm den Preis mit in Empfang.
Bei den öffentlich-rechtlichen Unternehmen konnte die Stadtgemeinde Klosterneuburg alle anderen abhängen.
Ein Drittel der 600 Beschäftigten ist weiblich. Auch hier wird die Väterkarenz unterstützt.
(Lydia Ninz )