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Bei der Sicherheitsfirma Arnolds fehlen angeblich 16,5 Millionen Euro.

Foto: AP/Frank Augstein
Essen - Die Geschäftsführung der Essener Sicherheitsfirma Arnolds steht nach Polizeiangaben im Verdacht rund 16,5 Millionen Euro veruntreut zu haben. Die Ermittler berichteten am Mittwoch, die drei Verantwortlichen des Unternehmens seien festgenommen worden.

Verdacht auf Untreue

Zwei geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens waren laut Polizei bereits am Dienstag freiwillig bei der Staatsanwaltschaft erschienen und hatten in ihrer Vernehmung eingeräumt, dass seit dem Jahr 2001 ein Fehlbetrag von rund 16,5 Millionen Euro entstanden sei. Sie waren damit einer unmittelbar bevorstehenden Durchsuchung der Geschäftsräume zuvorgekommen. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits seit Anfang Juni wegen des Verdachts der Untreue gegen die Manager ermittelt. Nach ihren Aussagen wurde auch der dritte Geschäftsführer festgenommen. Alle drei sollen noch am (heutigen) Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden,

Unklar war zunächst, wie es zu der Millionenlücke kommen konnte. Der Sprecher der Essener Staatsanwaltschaft Wilhelm Kassenböhmer sagte, es gebe noch keine Hinweise, dass sich die Tatverdächtigen persönlich bereichert hätten. Auch wie der Fehlbetrag entstanden sei, sei noch unklar. "Wir haben bisher keine Anhaltspunkte, dass irgendwelche Unternehmen geschädigt worden sind".

Media Saturn zählte zu den Kunden

Zu den Kunden von Arnolds gehörte unter anderem Deutschlands größte Elektronikmarktkette Media-Saturn. Ihr Sprecher Bernhard Taubenberger hält es für unwahrscheinlich, dass das eigenen Unternehmen zum Opfer krimineller Machenschaften wurde. Arnolds habe nur bei einer sehr kleinen Anzahl von Märkten die Einnahmen abgeholt. Außerdem sei das Geld von der Firma in geschlossenen Geldkassetten abgeholt und angeliefert worden. "Wir haben das Geld nicht von Arnolds zählen lassen und gehen nach dem heutigen Stand davon aus, dass wir nicht geschädigt wurden", sagte der Sprecher. Dennoch lasse Media-Saturn gegenwärtig kein Geld mehr von Arnolds transportieren.

Beim Unternehmen Arnolds selbst war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. "Wir sind im Moment ziemlich kopf- und führungslos", hieß es dort lediglich. Arnolds Sicherheit ist nach eigenen Angaben einer der größten privaten Anbieter der Sicherheitsbranche in Deutschland und beschäftigt über 2.000 Mitarbeiter. Neben Geldtransporten übernimmt das Unternehmen auch Personen- und Objektschutz sowie Botendienste.

Probleme bereits 2004

Arbeitnehmer haben die Schwierigkeiten bei Arnolds bereits seit zwei Jahren zu spüren bekommen. Wegen ausbleibender Lohnzahlungen hatte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Arnolds 2004 gedroht, eine verschleppte Insolvenz anzuzeigen. Die Gehälter seien dann aber wieder geflossen, sagte ein Sprecher. Im Juli seien die Löhne teilweise erneut ausgeblieben. In der Branche gebe es einen hohen Preisdruck, viele Firmen arbeiteten deshalb nah an der Verlustgrenze oder schrieben rote Zahlen.

Ein Sprecher des deutschen Handelskonzerns Metro sagte, Arnolds habe für einzelne Elektrofachmärkte des Konzerns Geld transportiert. Nach ersten internen Untersuchungen sei dem Konzern aber kein Schaden entstanden. Arnolds habe nur verschlossene Geldkassetten für die Märkte befördert.

Fall Heros

Erst Anfang des Jahres hatte der Betrugsskandal beim Geldtransportunternehmen Heros die Branche erschüttert. Die Staatsanwaltschaft Hannover wirft dem Heros-Eigentümer und mehreren weiteren Tatverdächtigen vor, die Kunden des Unternehmens um rund 350 Millionen Euro geschädigt zuhaben. Den Ermittlungen zufolge sollen die Verdächtigen das Geld in einer Art Schneeballsystem innerhalb mehrerer Jahre aus den von Heros transportierten Kundengeldern abgezweigt haben.

Heros hatte nach der Aufdeckung der Affäre Insolvenz anmelden müssen. Inzwischen hat ein amerikanischer Finanzinvestor die Gruppe übernommen und den Geschäftsbetrieb in kleinerem Umfang wieder aufgenommen. Dabei gingen allerdings mehr als 1.000 der 4.600 Arbeitsplätze verloren. (APA/AP/Reuters)