Anlass zur Sorge gibt nach Auskunft seines Anwalts der Gesundheitszustand von Ex-Bawag-General Helmut Elsner. Er wisse nicht, ob Elsner "jemals wieder gesund wird".

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Wien – Dass Ex-Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner wegen einer Erkrankung nicht nach Österreich fahren kann, verzögert nach Einschätzung des Justizministeriums die Ermittlungen nicht. "Die Ermittlungen sind dadurch nicht gebremst. Die Anklage ist annähernd fertig", sagte der Sprecher von Justizministerin Karin Gastinger, Christoph Pöchinger, zum Standard. "Übernächste Woche wird die Anklage zugestellt." Frühestens in einem Monat sei mit einem Prozessbeginn zu rechnen. Da aber die Anwälte noch Einspruch einlegen könnten, sei auch ein späterer Zeitpunkt möglich.

Es geht in einem ersten Schritt um die Anklagen gegen die Ex-Generaldirektoren Elsner und Johann Zwettler, Bawag-Vorstandsdirektor Peter Nakowitz sowie den Investmentbanker Wolfgang Flöttl. Ihnen wird Untreue und persönliche Bereicherung vorgeworfen. Insgesamt wird gegen 16 Verdächtige ermittelt.

Wie aus Justizkreisen verlautete, ist wahrscheinlich, dass es zu keiner Anklage gegen ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch kommt. Dass er Schaden vom ÖGB abwenden wolle, sei plausibel, hieß es. Untreue könne ihm nicht vorgeworfen werden.

Die Erkrankung von Elsner habe auch keinen Einfluss auf das Verfahren. Schlimmstenfalls sei er "beim Verfahren nicht dabei" oder könne im Falle einer Verurteilung "die Strafe nicht antreten", so der Sprecher des Justizministeriums. Derzeit werde überlegt, wie es weitergehe. Es könne ein Ersuchen an einen Amtsarzt in Frankreich gehen, wo Elsner lebt, mit der Bitte, dessen Gesundheitszustand zu prüfen. Dies könne auch während des Verfahrens geschehen.

In Justizkreisen wird bezweifelt, dass es um Elsners Gesundheit tatsächlich so schlecht bestellt ist. Sein Anwalt Wolfgang Schubert versichert im Gespräch mit dem Standard dagegen: "Herr Elsner ist ein Schatten seiner selbst." Im Krankenhaus sei "eine erhebliche Problemstellung im Herzbereich" festgestellt worden. Nach einer notärztlichen Behandlung und einem Krankenhausaufenthalt sei sein Zustand "allgemein sehr schlecht", sagt der Anwalt: "Er ist zu Hause und hat sich auszuruhen." Er selbst kommuniziere auch über Elsners Gattin mit seinem Mandanten, weil dieser zu schwach zum Reden sei.

Von einer fast fertigen Anklageschrift wisse er nichts, er habe keine Kontakte zum Staatsanwalt. Er wisse nur, dass noch weitere Einvernahmen – nicht nur von Herrn Elsner – geplant gewesen seien. "Herr Elsner will seinen Standpunkt im Vorverfahren, aber auch im Hauptverfahren darlegen. Es trifft ihn sehr, dass er seinen Standpunkt jetzt nicht vertreten kann", beteuert Schubert. "Ich weiß nicht, ob er in einem Monat wieder gesund ist oder ob er jemals wieder gesund wird." (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.8.2006)