Alpbach – Bankskandale hin oder her, Österreichs Geldinstitute haben mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote von 14,5 Prozent einen "beruhigenden Polster" und liegen auch bei der Integration in den großen EU-Binnenmarkt gut im Rennen.

Zu diesem Schluss kam Notenbank-Manager Andreas Ittner am Mittwoch bei einem Vortrag in Alpbach. In einzelnen Bereichen seien sie internationaler als ihre Konkurrenten, etwa bei der Kundenkreditvergabe ins Ausland, die hier bei 20 Prozent liegen, im EU-Schnitt erst bei fünf Prozent. Verbessert hätten sie sich auch in puncto Rentabilität, wobei es da ohne ihre Geschäfte im Osten "deutlich schlechter ausschauen würde", wie Ittner konstatierte.

Zu den möglichen Gefahren der Integration zählt er in erster Linie das Entstehen großer Institute, die im Ernstfall "too big to fail" sind - die also so bedeutsam für ein Land sind, dass sie nicht in eine Insolvenz geschickt werden können, sondern um jeden Preis aufgefangen werden müssten.

Hedge-Fonds hält der Notenbanker dagegen nicht zwangsläufig für stabilitätsgefährdend. Die Gefahr liege "bei Konzentrationen und der hohen Geschwindigkeit, die mit dem Hedge-Fonds-Geschäft verbunden sind". Das Problem: "Es gibt keine Möglichkeit der Aufsichtsbehörden zum Eingreifen, weil jeder Eingriff ja das Ende des Geschäftsmodells bedeutet. Weil uns aber die Möglichkeit zur Beobachtung fehlt, müssen wir unsere reservierte Haltung gegenüber den Hedge-Fonds aufrecht erhalten", fasste Ittner die Sicht der Aufsicht zusammen.

Der Chef der Finanzmarktaufsicht FMA, Kurt Pribil, wies in dem Zusammenhang vor allem auf die Gefahr für die Kleinanleger hin, denen ob der "Intransparenz von Hedge-Fonds" Informationen fehlten und die die Aufsicht "vor Abenteuern schützen" wolle. Zur Diskussion steht in der EU die Einführung einer 50.000-Euro-Schwelle, vorstellbar sei auch die Registrierung der Fonds-Manager, mehr Beratungspflichten für die Hedge-Fonds und eine regelmäßige Veröffentlichung des aktuellen Status. Pribil ist sich der Grenzen der Regulierung bewusst: "Wenn man Hedge-Fonds zu sehr reguliert, hören sie auf, Hedge-Fonds zu sein".

Aufholbedarf hat das EU-Bankwesen im Retail: Nur fünf Prozent aller EU-Bürger haben ein Girokonto im EU-Ausland. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.8.2006)