Wien - Das neu gegründete European Research Council (ERC) startet 2007 seine Fördertätigkeit. Wie ERC-Vizepräsidentin Helga Nowotny erklärte, stehen im kommenden Jahr 300 Mio. Euro ausschließlich für die Förderung von Nachwuchsforschern ("starting grants") zur Verfügung. "Damit wollen wir ein deutliches Signal an die jungen Wissenschafterinnen und Wissenschafter geben, die uns sehr wichtig sind", sagte Nowotny. Die erste Ausschreibung dafür soll noch in diesem Jahr erfolgen.

Mit dem ERC will die Europäische Union im 7. Rahmenprogramm für Forschung erstmals die Grundlagenforschung fördern. In der gesamten Laufzeit des Programms (2007-2013) stehen dafür 7,5 Mrd. Euro zur Verfügung. Die jährlichen Budgetzuteilung für den ERC werde dabei langsam steigen, sagte die österreichische Wissenschaftsforscherin Nowotny: Nach den ersten 300 Mio. Euro im kommenden Jahr, sollen 2008 rund 600 Mio. Euro zur Verfügung stehen, 2009 werde es dann knapp eine Mrd. Euro sein.

"Gute Ideen"

Für die Nachwuchsstipendien wird es keine thematischen Vorgaben geben, "es geht nur um gute Ideen", so Nowotny. Das Programm soll auch für Forscher aller Nationalitäten offen sein. Voraussetzung sei aber, dass die Institution, in der ein Antragsteller arbeitet, in einem EU-Staat bzw. assoziierten Drittland liegt. Die Förderung werde der Institution überwiesen, die Verfügungsgewalt darüber liege aber ausschließlich bei dem Wissenschafter.

Gefördert werden sollen "individuelle Teams", aber auch Einzelforscher, die erst eine kleine Gruppe aufbauen wollen. Noch nicht fix entschieden ist die Höhe der Förderung, Nowotny spricht von rund 300.000 Euro jährlich auf bis zu fünf Jahre, abhängig von Forschungsgebiet und -projekt. Ziel sei es, den Forschern zu ermöglichen, ihre eigene unabhängige Karriere zu beginnen. Nowotny nimmt an, dass das Programm auch für etliche derzeit in den USA tätige Wissenschafter interessant ist, die gerne nach Europa zurückkommen würden. Sie benötigen dazu allerdings eine Institutionen, die sich verpflichtet, den Fördernehmer aufzunehmen.

Auswahl

Für die erste Ausschreibung der Nachwuchs-Stipendien wird es voraussichtlich eine elektronische Vor-Registrierung geben, der ein zweistufiges Verfahren folgt. In der letzten Phase soll es persönliche Interviews mit den Bewerbern geben. Nowotny bedauert, dass das Begutachtungsverfahren nicht weniger als neun Monate dauern werde: "Wir hatten den Wunsch, es kürzer zu machen, haben das aber nicht geschafft."

Derzeit wird am organisatorischen Aufbau des ERC gearbeitet. So wird die "executive agency" installiert, welche die Förderungen administrativ abwickelt. Außerdem sollen in nächster Zeit die Mitglieder für insgesamt 20 Panels für die verschiedenen Fachbereiche bestellt werden, die u.a. die persönlichen Interviews mit den Bewerbern durchführen. Fix ist mittlerweile auch der Generalsekretär des ERC: Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wird diese Funktion von 2007 bis 2009 bekleiden, dann übernimmt Andreu Mas-Colell, ehemaliger katalonischer Wissenschaftsminister. (APA)