Verkehrsminister Hubert Gorbach will nach der Wahl aus der Politik aussteigen und braucht sich deshalb kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen. Er spricht aus, was sich die im Wahlkampf befindlichen Kollegen Grasser und Bartenstein nicht trauen: Die AUA hat sich die Lage lange Zeit schöngeredet und muss sich auf Partnersuche begeben – jetzt oder nie. Sonst droht ihr ein Schicksal wie der Swissair oder Sabena, die in die Pleite schlitterten.
Im Wahlkampf wird das Wir-sind-wir-Gefühl besonders gepflegt und deshalb auch von Politikern wie Grasser die Forderung erhoben, dass die Heckenflosse rot-weiß-rot bleiben müsse. Aber mit dieser Art von Wirtschaftspatriotismus tut man der AUA nichts Gutes. Denn potenzielle Partner wie die Lufthansa winken angesichts einer staatlichen Beteiligung von 40 Prozent ab. Dass nun die Bundesländer auch noch einsteigen wollen, schreckt erst recht potenzielle Investoren ab. Warum sollte eine Fluggesellschaft aus dem Ausland die Sanierungskosten übernehmen, aber bei allen Entscheidungen stets auf die Politik Rücksicht nehmen?
Bei all dem Nationalstolz wird ignoriert, dass die AUA eine im internationalen Wettbewerb stehende kleine Fluglinie ist. Ihr Börsenwert macht rund 214 Millionen Euro aus, während etwa die Billigfluglinien Air Berlin auf 654 Millionen Euro, Easyjet auf 2520 und Ryanair auf 5610 Millionen Euro kommen. Auch die Osteuropa-Kompetenz der AUA wird überschätzt. Die Zahl der Flugziele in Osteuropa ist etwa bei der Lufthansa – auch wenn sie größer ist – gleich hoch.
Ohne starken Partner ist die AUA auf Dauer schlicht nicht überlebensfähig. Dass sie es aus eigener Stärke aus der Krise schafft, ist – da ist Gorbach beizupflichten – utopisch. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.9.2006)