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Das letzte Stadium des Burn-Out ist das völlige Ausgebranntsein

Foto: apa/dpa/Stephanie Pilick
"Extremes berufliches Engagement, das in die Freizeit hineinreicht, und das Streben nach beruflichem Perfektionismus stehen im Mittelpunkt der Lebensgestaltung. Beruflicher Erfolg ist zugleich Belohnung und Anreiz für die Arbeit. Private Interessen, Hobbys und soziale Beziehungen werden hintan gereiht." So beschreibt der Wiener Psychiater Günther Possnigg die Vorstufen zum Burnout.

Keine Krankheit

Burnout wird zwar seit einigen Jahrzehnten als Phänomen beschrieben, ist aber noch nicht als klinische Diagnose klassifiziert. In der Internationalen Klassifikation der Erkrankungen findet sich Burnout unter den Faktoren, "die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten führen". Dort ist es unter dem Titel "Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung" beschrieben.

Grauzone bis zur Arbeitsunfähigkeit

Dennoch ist Burnout ein Phänomen, das sowohl körperlich als auch seelisch und emotional nicht zu unterschätzen ist und im Extremfall zu Arbeitsunfähigkeit führen kann, wenn es nicht rechtzeitig erkannt beziehungsweise behandelt wird. Genaue Zahlen darüber, wie viele Menschen daran leiden, gibt es nicht. "Ich denke aber, dass es in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr zunimmt", erklärt Dorothee Rathjen, psychologische Leiterin am Wiener Institut für Burnout.

Erste Warnsignale

"Zu den allerersten Symptomen gehört eine chronische Erschöpfung. Zum Beispiel in der Nacht geschlafen haben, in der Früh aber genauso müde sein wie davor, oder am Montag genau so zerschlagen sein wie am Freitag", erklärt Rathjen. Auch Schlafstörungen seien eines der ersten Signale, die sich zeigen.

Man hat das Gefühl sich nicht mehr konzentrieren zu können, es geht einem alles schwerer von der Hand. "Dazu kommt die Sorge man schafft die Arbeit nicht mehr." Häufige körperliche Symptome sind auch Rückenschmerzen oder Magenschmerzen und Durchfall.

Begriff aus den Siebzigern

Nach Christina Maslach, die den Begriff des Burnout in den Siebzigern geprägt hat und Michael Leiter, sind folgende Faktoren im stressigen Arbeitsalltag entscheidend für das Entstehen und die Verschlechterung von Burn-Out: massive Arbeitsüberlastung, das Fehlen von Kontrollmöglichkeiten und fehlende Wertschätzung der Arbeit. Dazu gehört auch eine geringe Entlohnung, ein schlechter sozioökonomischer Status, und das fehlende Gemeinschaftsgefühl, mit Fairness, Respekt oder Gerechtigkeit.

Rolle, Wert und Struktur der Arbeit

"Unklare Aufgaben- und Rollenerwartungen, nie zu wissen ob man etwas richtig gemacht hat oder die Konfrontation entweder mit ganz chaotischen oder ganz starren Strukturen sind förderlich für Burnout", weiß Rathjen. Auch mangelnde Unterstützung oder Rückmeldung und die Tatsache, dass die Arbeit eigentlich nicht den eigenen Werten entspreche und man ständig über seinen eigenen Schatten springen müsse.

Burnout ernst nehmen

"Burnout entsteht immer aus einer Kombination von Faktoren und ist etwas, das wirklich ernst zu nehmen ist. Wenn es zu lange nicht behandelt wird, kann das zu langer Arbeitsunfähigkeit führen und sehr viel kosten: die eigene Psyche, finanziell und auch das Unternehmen", weiß Rathjen.

Aufklärung und Verhaltensänderung

Es gehöre zum Symptombild dazu, dass die Betroffenen glauben, alles alleine zu schaffen und daher oft nicht rechtzeitig etwas dagegen tun. Auch für den Psychiater Possnigg ist die Aufklärung, dass man vor allem im Anfangsstadium noch viel mit Verhaltensänderung bewirken kann, wichtig.

Hohe Ansprüche und Kontrolle

Die Psychologin erklärt die typischen Probleme der Betroffenen so: "Von der eigenen psychischen Konstitution her sind es hohe Ansprüche an sich selber. Was die Menschen immer wieder von sich selber beschreiben ist: "Ich kann das nicht liegen lassen bevor ich nicht wirklich das Gefühl habe, das ist wirklich perfekt". Das Bedürfnis die Dinge unter Kontrolle zu haben, alles selber zu machen, ganz schwer etwas abzugeben oder nicht rechtzeitig um Hilfe zu bitten und es allen Recht machen zu wollen."

Betroffene Berufe

Laut der Psychologin am häufigsten betroffen: Dienstleistungsberufe, zum Teil Menschen aus dem Sozialbereich, zum Anderen Menschen, die voll im Wirtschaftsleben stehen. Menschen im Marketingbereich oder im Projektmanagement, die viel mit anderen Menschen zu tun haben. Eher ist die mittlere Managementebene betroffen, weniger die Führungsebene. (mat)