München - Fünf Jahre nach den Terroranschlägen in den USA strebt die Familie eines deutschen Opfers nach einem Bericht des Münchner Nachrichtenmagazins "Focus" einen Prozess gegen die US-Sicherheitsbehörden an. Demnach werfen die Hinterbliebenen der Deutschen Sigrid Wiswe, die im Nordturm des World Trade Centers ums Leben kam, den Behörden schwere Versäumnisse bei der Terror-Abwehr vor dem 11. September 2001 vor. Die in den USA lebende Familie habe eine Entschädigungszahlung abgelehnt, um sich die Möglichkeit offen zu halten, juristisch gegen die US-Regierung, Fluggesellschaften und Flughäfen vorzugehen.

"Meine Mutter und ich empfanden die mit Steuermitteln finanzierten Auszahlungen als eine Art Bestechung", sagte die Schwester des Opfers, Birgit Wiswe, der neuen Ausgabe des Nachrichtenmagazins. "Wir glauben, dass die Nachlässigkeit der Behörden den Terroristen geholfen hat, ihren schlimmen Plan zu verwirklichen. Und wir haben den Eindruck, dass höhere Kreise mit aller Macht versuchen, bestimmte Dinge nicht ans Licht kommen zu lassen."

Neben den Angehörigen von Sigrid Wiswe haben laut "Focus" rund 60 Opfer-Familien des 11. September Klagen gegen die US-Behörden eingereicht. Wann der Prozess vor dem Bezirksgericht in Manhattan eröffnet wird, stehe noch nicht fest. Vorwürfe, sie wollten nur die Entschädigungssummen nach oben treiben, bestreiten die Beschwerdeführer. "Es geht uns nicht um Geld", sagte Birgit Wiswe dem Magazin. Es sei wichtig, Fehler der Behörden "aufzudecken und Konsequenzen zu ziehen". (APA)