Doha/Istanbul - Katar hat als erstes arabisches Land seine Beteiligung an der UNO-Friedenstruppe im Libanon (UNIFIL) zugesagt. Der Golfstaat entsendet zwischen 200 und 300 Soldaten, wie die Regierung in Doha nach einem Besuch von UNO-Generalsekretär Kofi Annan am Montag mitteilte. Annan begrüßte die Entscheidung. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan forderte moslemische Länder zu einem größeren Engagement bei dem Friedenseinsatz auf. Trotz der von Israel verhängten Luft- und Seeblockade über den Libanon startete unterdessen ein erstes Passagierflugzeug von Katar nach Beirut.

Der katarische Außenminister Hamad al-Thani sagte, mit der Entsendung der Soldaten seines Landes solle "der Welt gesagt werden, dass es eine - wenn auch kleine - arabische Präsenz gibt und Israel gesagt werden, dass wir an diese Resolution glauben und sie umsetzen wollen". Annan sagte, er schätze die Entsendung der katarischen Soldaten "enorm". Der Generalsekretär warb bei seiner Nahost-Reise für Beiträge zur UNIFIL-Truppe, hat aber bisher keine weiteren Zusagen erhalten. Bisher haben 14 europäische und vier asiatische Länder Soldaten für die UNO-Truppe zugesagt.

Das kleine Golfemirat Katar, derzeit eines der zehn nicht-ständigen Mitglieder im UNO-Sicherheitsrat, versucht seit längerem, seinen Einfluss auf der internationalen Bühne zu vergrößern. Der Verbündete der USA unterhält keine Beziehungen zu Israel. Allerdings richtete das reiche Land in den vergangenen Jahren eine Handelsvertretung in Israel ein. Heute gibt es enge Geschäftskontakte zwischen beiden Ländern. Trotz Vorbehalten hatte Katar die UNO-Resolution 1701 für ein Ende des Libanon-Konflikts akzeptiert.

Erdogan forderte von moslemischen Ländern mehr Engagement für die UNO-Truppe. "Wir sollten nicht vergessen, dass wir eine historische Verpflichtung haben", sagte Erdogan bei einer Konferenz des Jugendforums der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) in Istanbul. Es sollten genau so viele OIC-Länder an dem Einsatz teilnehmen wie EU-Staaten bereits Soldaten zugesagt haben.

Frankreich brachte unterdessen weitere Soldaten für die Verstärkung der UNIFIL-Truppe auf den Weg. Eine Vorhut von 200 Soldaten legte in der Früh mit dem Transporter "La Foudre" vom südfranzösischen Hafen Toulon ab. An Bord des Schiffes befanden sich 130 Fahrzeuge, darunter vor allem Jeeps und gepanzerte Amphibienfahrzeuge. Der Vorhut sollen bis Mitte September 700 weitere Soldaten folgen, die auf dem Luftweg in die Krisenregion reisen werden. Frankreich beteiligt sich mit 2.000 Soldaten an der Friedenstruppe, über die Paris bis Februar noch das Kommando hat. 400 französische Soldaten sind bereits an Ort und Stelle.

Eine Maschine der Qatar Airways mit 120 Passagieren an Bord startete nach Beirut. Zuvor hatte die Airline erklärt, sie habe die Landeerlaubnis der libanesischen Behörden erhalten und werde deshalb starten. Israel teilte mit, bereits in der vergangenen Woche die Landeerlaubnis für den Flug erteilt zu haben. Die israelische Regierung warf Katar vor, nicht auf die israelische Erlaubnis hingewiesen und eine "Affäre" aus dem Flug gemacht zu haben.

Israel hatte am 12. Juli eine Luftblockade gegen den Libanon verhängt und hält sie bisher aufrecht, obwohl die Resolution 1701 des UNO-Sicherheitsrats deren Aufhebung verlangt. Bisher waren nur die Landung von zwei kommerziellen Flügen einer libanesischen und einer jordanischen Airline erlaubt worden. Libanons Parlamentspräsident Nabih Berri hatte am Samstag die arabischen Länder aufgefordert, die Luft- und Seeblockade zu missachten. (APA)