Wolfsburg - Insgesamt 13.200 der rund 100.000 Mitarbeiter hatten bis Montag Verträge zum Vorruhestand oder Aufhebungsverträge bei Volkswagen in Deutschland unterschrieben. Wie Finanzchef Hans-Dieter Pötsch in einer Analystenkonferenz mitteilte, haben sich 9.700 Beschäftigte für den Vorruhestand entschieden und 3.500 für eine Abfindung, die bis zu 250.000 Euro betragen kann. "Wir rechnen damit, dass noch mehr kommt", sagte Pötsch. Insgesamt will VW wegen der Verluste in den westdeutschen Werken 20.000 Mitarbeiter abbauen.

Das enorme Absatzwachstum von VW von 12,7 Prozent im ersten Halbjahr wird sich laut Pötsch 2007 so stark nicht fortsetzen. Während das Jahr 2006 das beste der Firmengeschichte beim Absatzwachstum sei, werde 2007 das viert- oder fünftbeste, sagte er.

Dauerhafte Gewinnsteigerung

Konzernchef Bernd Pischetsrieder machte klar, dass die von ihm angepeilte Gewinnsteigerung auf 5,1 Mrd. Euro Vorsteuergewinn im Jahr 2008 nicht einmalig, sondern dauerhaft sein soll. Ein entscheidender Meilenstein auf diesem Weg sei die Senkung der Arbeitskosten in den immer noch nicht profitablen sechs westdeutschen Werken. Pischetsrieder will die Verhandlungen mit der IG Metall zu diesem Thema bis November abschießen.

Pischetsrieder schloss aus, dass nach dem Ende des laufenden Abfindungsprogramms Ende September eine zweite Runde angeboten wird. Er lehnte Auskünfte dazu ab, ob VW mit konkreten Angeboten in die Gespräche mit der IG Metall am Freitag gehen wird, wenn es um die vom Vorstand geforderte Arbeitszeitverlängerung gehen soll.

Verlängerung der Arbeitszeit

Der VW-Vorstand verlangt von den rund 100.000 Mitarbeitern in den westdeutschen Werken die Verlängerung der Wochenarbeitszeit von jetzt 28,8 Stunden auf 35 Stunden ohne Lohnausgleich. Der Vorstand begründet seine Forderung damit, dass diese Betriebsteile oft nicht wettbewerbsfähig seien und Millionenverlust einfahren würden.

Gewerkschaft und Betriebsrat sind grundsätzlich verhandlungsbereit, lehnen aber längere Arbeitszeiten ohne Gegenleistung ab. Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte zuletzt im "Stern" erklärt, er könne sich als Gegenleistung für die Mehrarbeit eine Gewinnbeteiligung der Arbeiter vorstellen. Als weitere Voraussetzung nannte er, dass "genug Arbeit da ist". Zur Zeit sind die westdeutschen VW-Werke schlecht ausgelastet, was bei einer Arbeitszeitverlängerung zu einem massiven Personalüberhang führen würde.

Wettbewerbsnachteil

Die 28,8-Stunden-Woche bei VW wurde 1994 vom damaligen Personalchef Peter Hartz während einer Absatzkrise eingeführt, um die Entlassung von 30.000 Arbeitern zu verhindern. Die Löhne wurden aber weniger stark als die Arbeitszeit gesenkt, was zu Wettbewerbsnachteilen von VW gegenüber der Konkurrenz führte. Bei VW sind betriebsbedingte Kündigungen bis 2011 per Tarifvertrag ausgeschlossen.

IG Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine erklärte in der "Berliner Zeitung", er könne sich vorstellen, dass der Konzern Beschäftigungsgarantien über diesen Zeitpunkt hinaus gibt. Darüber werde er bei den Verhandlungen am Freitag sprechen. Meine forderte außerdem dass der Konzern mehr Produktion in die westdeutschen Werke verlege. VW hatte in den letzten Jahren den Bau traditioneller Modelle wie etwa des Polo aus Deutschland abgezogen, weil die Autos im Ausland billiger zu bauen sind.

Meine erwartet vom Vorstand am Freitag "konkrete Zusagen zum Umfang der Beschäftigung, zu Produkten, Investitionen und Auslastung der westdeutschen Werke". (APA/AP)