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Präsident Edlinger, Trainer Pacult, Sportdirektor Schöttel.

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Konditionstrainer Christian Canestrini, Peter Pacult und Co-Trainer Zoran 'Zoki' Barisic sitzen Probe.

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Wien - Der neue Rapid-Trainer Peter Pacult war bei seiner Präsentation am Dienstag im Hanappi-Stadion bemüht, im Lager des österreichischen Fußball-Rekordmeisters wieder Aufbruchsstimmung zu erzeugen. Mit Schlagworten wie "Rapid-Geist", "Begeisterung", "Disziplin" und "Motivation" versuchte der 46-Jährige, seinen neuen Klub zur Rückbesinnung auf alte Tugenden zu bewegen, um an alte Erfolge anzuschließen.

Drei-Stufenplan zurecht gelegt

Derzeit liegt Rapid nach sieben Runden nur auf Platz sieben - damit sich das ändert, hat sich Pacult einen Drei-Stufenplan zurecht gelegt. "Die erste Stufe ist, in die Mannschaft reinzuhören, was los ist. Mittelfristig wollen wir uns bis zum Winter konsolidieren und schauen, dass der Abstand zur Spitze nicht zu weit ist. Im Frühjahr wollen wir dann angreifen und einen Platz unter den ersten Drei holen", erklärte der Wiener, der am Montag vom deutschen Regionalligisten Dynamo Dresden losgeeist worden war und in Wien-Hütteldorf einen Vertrag bis Sommer 2008 erhielt.

Pacult ist überzeugt, dass dieses Ziel mit seinen neuen Spielern erreicht werden kann. "Der Kader ist gut bestückt, es gibt eine gute Mischung aus jungen und routinierten Spielern." Von seinen Schützlingen erwartet sich der Zellhofer-Nachfolger "Disziplin, Pünktlichkeit und dass sie das taktische Konzept einhalten." Die derzeit fehlende Hierarchie werde sich über kurz oder lang von selbst einstellen, meinte Pacult, der weiter auf Helge Payer als Kapitän setzt, auch wenn ihm die Aussagen des Goalies in Richtung Zellhofer missfielen.

"Rapid-Geist" als Inspiration

Die Mannschaft müsse wieder als Einheit auftreten und sich vom viel beschworenen "Rapid-Geist" inspirieren lassen, forderte Pacult. "Es muss ein Team auf dem Platz stehen, bei dem die Fans merken, diese Mannschaft gibt alles."

Seine erste Einheit leitete Pacult bereits am Dienstagnachmittag. Dabei standen jedoch weniger taktische Übungen und Konditionstraining als vielmehr psychologische Arbeit im Mittelpunkt. "Ich werde in den nächsten Tagen viele Gespräche führen, damit die Spieler wieder topmotiviert zur Sache gehen und eine Begeisterung entfacht wird", kündigte der frühere ÖFB-Teamstürmer an.

Offensive soll Trumpf sein

Das taktische Konzept hat Pacult bereits im Kopf, detaillierte Angaben dazu wollte er aber nicht machen. "Zuerst muss man sich anschauen, ob die Spieler dieses System spielen können." So viel verriet der neue Hütteldorfer Betreuer aber: Offensive soll Trumpf sein. "Es bringt nichts, wenn ich daheim ein 1:0 daher würge. Über ein 4:2 oder ein 5:3 freue ich mich auch."

Als Spieler machte Pacult Ende der 1980er-Jahre beim FC Tirol Bekanntschaft mit Ernst Happel, von dem er sich ebenso wie zuvor von Otto Baric bei Rapid oder danach von Werner Lorant bei 1860 München viel abschaute - ein erklärtes Trainer-Vorbild hat der Wiener dennoch nicht. Seine lange Zeit in Deutschland als Spieler und Trainer (u.a. von 2001 bis 2003 1860-Coach in der deutschen Bundesliga) hätte ihn geprägt und auch als Hütteldorfer Betreuer qualifiziert. "Ich habe keine Scheu, bei Rapid Trainer zu sein. Wenn man diese Trainerstationen hinter sich hat, ist das überhaupt kein Problem."

Lehren von Dresden

Während Trainer Pacult eher als "strenger Fußball-Lehrer" gilt, nahm sich der Floridsdorfer in seiner aktiven Zeit des Öfteren einige Freiheiten heraus. "Zu mir hat einmal ein großer Trainer gesagt: Wenn du Trainer werden willst, muss du dich um 180 Grad wenden."

Der Unterschied zwischen Kicker- und Betreuer-Dasein ist laut Pacult ein gravierender. "Als Spieler macht man sein Match, und praktisch 15 Minuten später interessiert es einen nicht mehr. Als Trainer ist man für die Repräsentation, das Image und auch für die Angestellten verantwortlich. Das habe ich vor allem in Dresden gesehen, wo nach dem Abstieg 13 Leute entlassen worden sind."

Zoran Barisic als Co-Trainer

Erstmals Verantwortung bei Rapid trägt Pacult bereits am Samstag im Hanappi-Stadion - ausgerechnet im schon jetzt fast ausverkauften Schlagerspiel gegen Spitzenreiter Red Bull Salzburg. Geht es nach dem Neo-Coach, sollen bereits die "Bullen" den "Rapid-Geist" zu spüren bekommen. "Ich weiß, welche geballte Kraft aus diesem Verein und seinem Umfeld herausströmt", meinte Pacult, der von 1984 bis 1986 für Rapid spielte und dabei 1985 ins Europacup-Finale der Cupsieger vorstieß.

Ein Mitglied der Europacup-Finalmannschaft von 1996, Zoran Barisic ("Ich werde Peter gegenüber hundertprozentig loyal sein, egal, was passiert"), übernimmt den Posten des Co-Trainers bei Rapid. "Er war früher immer der Stimmungsmacher, genau so einen braucht die Mannschaft jetzt", sagte Pacult über seinen Assistenten, der seit zwei Monaten im Besitz des A-Trainerscheins ist. Außerdem neu im Rapid-Trainerstab ist der Innsbrucker Fitnesscoach Christian Canestrini, der mit Pacult seit 2001 bei 1860 zusammenarbeitet. Tormann-Trainer bleibt Herbert Feurer.

"Peter war bei der Trainersuche immer ganz oben gereiht"

Rapid-Sportdirektor Peter Schöttel ist überzeugt, mit Pacult und dessen Mitarbeitern die richtige Wahl getroffen zu haben. "Peter war bei der Trainersuche immer ganz oben gereiht. Er kommt in einer schwierigen Phase zum Klub. Das Kalenderjahr war schlecht und einer Rapid-Mannschaft unwürdig. Aber Pacult war als Spieler schon mit allen Wässerchen gewaschen. Das ist eine Eigenschaft, die einem Trainer nicht schaden kann."

Auch Rapid-Präsident Rudolf Edlinger hält viel vom neuen Betreuer. "Wir haben uns für Pacult entschieden, weil wir der Meinung sind, dass die Erfahrung, die er in Deutschland gemacht hat, dazu beitragen kann, unsere Zielsetzung zu erreichen." Der ehemalige Finanzminister bestritt, von der Eröffnung des neuen Lokals "Goleador" beim Hanappi-Stadion (Besitzer ist Krankl-Freund Barthold) ausgeladen worden zu sein. Zwar könne er den Termin am Mittwoch auf Grund anderwertiger Verpflichtungen nicht wahrnehmen, "aber ich werde das Lokal natürlich fallweise besuchen."

Anruf von Krankl

Auf Differenzen mit "Jahrhundert-Rapidler" Hans Krankl nach dessen Nicht-Berücksichtung als Sportchef wollte Edlinger nicht näher eingehen. "Die Einstellung Krankls zu Rapid ist so positiv, dass sich die Irritationen sicher lösen werden", vermutete der Klub-Boss.

Wenn die Rapid-Ikone auch auf Edlinger möglicherweise nicht gut zu sprechen ist, so ist der Ex-Teamchef zumindest dem neuen Trainer wohlgesonnen. "Krankl hat mich gestern angerufen und mir gesagt, er wird mich immer unterstützen", erzählte Pacult.(APA)