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Kinder zum Naschen zu verführen ist ein Leichtes. Nun soll die Werbung dafür eingeschränkt werden.

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Wien/Sidney - Ernährungsexperten wollen Werbung für kalorienreiche Kindersnacks gesetzlich verbieten lassen. Beim "10th International Congress on Obesity" in Sydney erklärte die Internationale Arbeitsgruppe zur Fettleibigkeit am Dienstag, Millionen Kinder seien im Fernsehen, im Internet und in Zeitschriften der Werbung für energiereiche und nährstoffarme Nahrungsmittel ausgesetzt. Sie müssten vor diesen Marketingtechniken geschützt werden.

Die Arbeitsgruppe, der Experten aus 50 Ländern angehören, empfahl neue Gesetze, die Werbung für fette und zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke, die an Kinder gerichtet ist, regulieren sollen. Darüber hinaus dürfe es keine Werbung für solche Nahrungsmittel in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen geben, hieß es. Gesetze seien der einzig effektive Weg, die Auswirkungen der Werbung auf Kinder zu reduzieren. Die oft vorgeschlagenen Selbstverpflichtungen der Industrie könnten dieses Ziel nicht erreichen.

In jüngster Zeit häufen sich die Schreckensmeldungen über die Zunahme von Fettleibigkeit, von der auch immer mehr Kinder bedroht sind. In Großbritannien versucht man mit neuer, gesunder Schulkost entgegenzuwirken (siehe Reportage Jamie Oliver), in Italien schlagen Mediziner Alarm: 36 Prozent der Kinder um die zehn Jahre bringen zu viel auf die Waage, das ist der höchste Prozentsatz unter den EU-Ländern.

520 Werbespots

Als Ursachen gelten falsche und zu fettreiche Ernährung sowie Bewegungsmangel. Den Anteil von Fastfood wie Pizza, Burger oder Pommes frites an der Ernährung schätzen Fachleute mittlerweile auf ein Viertel. Wie sie kritisieren, preisen täglich 520 Werbespots im italienischen Fernsehen derartig ungeeignete Lebensmittel für Kinder an.

Auch in Österreich nimmt das Problem Fettleibigkeit (Adipositas) zu: Unter den Kindern und Jugendlichen sind zehn bis 29 Prozent der Buben und sechs bis 42 Prozent der Mädchen übergewichtig; fünf bis elf Prozent der Burschen und drei bis vier Prozent der Mädchen gelten als krankhaft fettleibig. Wie der erste Adipositas-Bericht vor Kurzem feststellte, leiden gerade Kinder und Jugendliche aufgrund des sozialen Ausschlusses und der verbalen sowie psychischen Attacken sehr unter ihrem Übergewicht. (AP, APA, red/DER STANDARD-Printausgabe, 06.09.2006)