Brüssel - Weder haben Arbeitskräfte aus den neuen EU-Staaten im Osten nach der Erweiterung die westlichen Arbeitsmärkte überflutet, noch wurden die Sozialsysteme belastet. Die Länder, die ihre Arbeitsmärkte gleich von Beginn an geöffnet haben, profitierten am meisten, denn die neuen Arbeitskräfte ergänzten das Angebot am Arbeitsmarkt, sie traten mit dem vorhandenen Angebot nicht in Konkurrenz. Darüber hinaus beschrieben die Arbeitgeber die neuen Mitarbeiter aus Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien, der Slowakei und den baltischen Staaten als "überaus motiviert und belastbar" und bereit, deutlich mehr zu arbeiten als einheimische Kräfte.

Anteil der "Neuen" in alten Ländern rückläufig

Das ist das Ergebnis einer Studie des "European Citizen Action Service" (ECAS), einer unabhängigen Nonprofit-Organisation, die sich für EU-Bürgerrechte einsetzt und der der ehemalige EU-Kommissar Mario Monti vorsitzt. Finanziert wurde die Studie unter anderem von der EU-Kommission. Insgesamt ging seit der Erweiterung im Mai 2004 der Anteil der Bürger der neuen Mitglieder in den alten EU-15-Staaten sogar seit leicht zurück, von 0,3 auf 0,2 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Länder ohne Übergangsfristen profitierten

Am meisten profitiert haben die Arbeitsmärkte der Länder, die sofort mit der Erweiterung geöffnet wurden: Schweden, Irland und Großbritannien. Heute sind in Großbritannien rund 447.000 Menschen aus den neuen Mitgliedsstaaten beschäftigt, das sind etwa 1,5 Prozent aller 29 Millionen Beschäftigten. Die neuen Arbeiter und Angestellten traten allerdings kaum in Konkurrenz zu britischen Beschäftigten, sondern sie halfen, personelle Engpässe am Arbeitsmarkt zu beseitigen: "Die neuen Arbeiter wirkten ergänzend, was sich auf den gesamten Arbeitsmarkt positiv auswirkte," bemerkt die Studie.

Österreich öffnete seinen Arbeitsmarkt nicht für die neuen Mitglieder, deshalb gab es nur wenig Veränderungen: 2005 waren 46.034 Bürger aus diesen Staaten in Österreich beschäftigt, mehr als die Hälfte als Saisonarbeiter. (Michael Moravec, DER STANDARD Printausgabe, 06.09.2006)