In den Ländern Mittel- und Osteuropas fallen die günstigen Löhne, das hohe Bildungsniveau und die stabilen makroökonomischen und institutionellen Rahmenbedingungen positiv ins Gewicht. Der Erfolg Indiens werde nicht zuletzt auf das große Angebot englischsprachiger Mitarbeiter zurückgeführt, da über 70 Prozent der westeuropäischen Ausgaben für Offshoring aus angelsächsischen Ländern kommen. Hier seien kontinentaleuropäische Länder im Nachteil. "Mittel- und Osteuropa bietet ihnen sprachliche Alternativen: Knapp 40 Prozent aller Schüler in den neuen EU-Mitgliedstaaten lernen zum Beispiel Deutsch", so Meyer. Darüber hinaus lernten über 70 Prozent der Schüler Englisch. Für französische Unternehmen sei Rumänien interessant, weil dort über 85 Prozent der Schüler Französisch lernen. In Europa existiere ein breiter Kanon an gemeinsamer Geschichte und Tradition, der das gegenseitige Verständnis erleichtere. In den mittel- und osteuropäischen Staaten falle es den Menschen leichter, die impliziten Signale im Sinne des Senders zu interpretieren.
Im Vergleich zu anderen Handelsströmen sei die quantitative Bedeutung des Handels mit IT-Dienstleistungen noch gering, so ein Ergebnis von Deutsche Bank Research. Die EU 15 hätten 2004 IT-basierte Dienstleistungen im Wert von rund 4,5 Milliarden Euro aus Mittel- und Osteuropa und rund eine Milliarde Euro aus Indien importiert. Weltweit habe die EU 15 Dienstleistungen im Wert von rund 760 Milliarden Euro - davon rund 220 Milliarden Euro IT-Dienstleistungen - vor allem aus anderen Industriestaaten bezogen. "Mittel- und Osteuropa fehlt eine IT-Spezialisierung im Export oder in der Bildung. Weniger als vier Prozent der Exporte werden in Mittel- und Osteuropa durch IT-basierte Dienstleistungen erzielt. In Indien liegt der Anteil bei 17 Prozent", stellt Meyer fest. Auch der Anteil der Absolventen im Fach Informatik liege unter dem westeuropäischen oder indischen Schnitt.