Belgrad/Banja Luka – Der in Banja Luka ansässige TV-Sender "ATV" hat am heutigen Mittwoch neue Aufnahmen von Kriegsverbrechen an Serben ausgestrahlt. Dabei ist zu sehen, wie Ramiz Delalic, ein Kommandant der bosniakischen (moslemischen) Armee, die Tötung von Serben, Vergewaltigungen und die Zerstörung von Dörfern anordnet, berichteten Medien in Belgrad und Banja Luka.

"Tötet alles, was ihr vor euch findet. Ich erlaube und ordne es an, dass der Feind mit allen Mitteln zerstört wird – mit Messern, Bomben, Hacken, Zähnen", hört man Delalic demnach sagen. Auf die Frage eines Soldaten, ob sie auch vergewaltigen dürften, soll Delalic sagen: "Ihr habt das Recht auf alles". Die Aufzeichnung stammt vom 16. April 1995. Ein bosnischer Moslem erzählt in dieser Dokumentation von grauenhaften Vergewaltigungen und anderen Kriegsverbrechen.

Fünftes Korps

Die Aufforderung zu Kriegsverbrechen richtete sich nicht nur gegen Serben, sondern auch gegen die Kämpfer von Fikret Abdic, dessen Einheiten gegen die Regierungstruppen des bosnischen Ex-Präsidenten Alija Izetbegovic kämpften. Delalic war Kommandant der 503. Brigade des Fünften Korps der Armee Bosnien-Herzegowinas. Der Fünfte Korps wird für viele Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht.

Serbische Sender hatten bereits Anfang August Videos gezeigt, auf denen Kriegsverbrechen von bosnischen Moslems an Serben zu sehen sind. Unter anderem war der Kriegskommandant des bosniakischen Fünften Korps, General Ante Dudakovic, zu sehen und zu hören, wie er seinen Soldaten das Niederbrennen serbischer Dörfer im Westen Bosniens anordnete.

Delalic wurde bereits früher mit Kriegsverbrechen in Verbindung gebracht, etwa in der Ortschaft Grabovica bei Mostar. Im September 1993 wurden dort 33 kroatische Dorfbewohner, darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen, von bosniakischen Truppen ermordet. Eine der beteiligten Einheiten soll unter seinem Kommando gestanden sein.

Delalic wurde im Frühjahr dieses Jahres in Sarajevo festgenommen. Bereits vor zwei Jahren wurde er wegen der Ermordung eines serbischen Hochzeitgasts im unmittelbaren Stadtzentrum von Sarajevo am 1. März 1992 angeklagt. Nikola Gardovic, der Vater des Bräutigams, wurde im historischen Stadtviertel Bascarsija aus nächster Nähe von Delalic erschossen, weil er sich weigerte, die von ihm getragene serbische Flagge abzugeben. Nach diesem Mord kam es in Bosnien zu ersten ethnisch motivierten Gewalttaten. In Sarajevo wurden nach der Ermordung von Gardovic erste Barrikaden errichtet. Dieser Mord wird von vielen Serben als Beginn des Krieges in Bosnien-Herzegowina (1992-1995) betrachtet. (APA)