Von einer „eher geringen Gefahr“, dass sich ein Verbrechen wie jenes an Natascha Kampusch wiederholt, geht der Wiener Kinderpsychiater und Langzeitbetreuer der jungen Frau, Ernst Berger, aus. Die Persönlichkeitsstruktur des mutmaßlichen Täters sei offenbar „in einem Ausmaß pathologisch gewesen, das sehr weit vom Durchschnitt entfernt ist“. Er glaube nicht, „dass viele Menschen wie Priklopil herumlaufen“ – und bezieht sich dabei unter anderem auf Priklopils akribische Vorbereitungs- und Tarnungsbemühungen rund um seine Tat.

Eltern als Entführer

Entführungsalarm gibt es in Österreich selten – im Verlauf von Rosenkriegen vor oder nach einer Scheidung entführen Elternteile ohne Sorgerecht jedoch immer wieder die vermeintlich eigenen Kinder.

Die größte Gruppe unter den vermissten Kindern und Jugendlichen in Österreich sind Ausreißer, nicht selten gibt es dabei Zusammenhänge mit mangelhaftem Schulerfolg.

Berichte über jene Entführungsfälle, bei denen Kinder vor einer Schule verschleppt und kurze Zeit später mit nur noch einer Niere oder einem anderen fehlenden Organ gefunden werden, gehören zu den modernen Sagen. Sie haben sich bisher in der Polizeiarbeit noch nie bestätigt. (red, DER STANDARD Printausgabe, 08.09.2006)