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Dass Konsortien, die aus der für den Spätherbst geplanten heißen Anbotsrunde entstehen, BAWAG-Geschäftsfelder unter sich aufteilen würden, gilt aus heutiger Sicht als wahrscheinlich.

Foto: AP/Vendor
Wien - Die nach Refco- und Karibik-Milliardenverlusten zum Verkauf stehende Gewerkschaftsbank BAWAG P.S.K. wird - wie es aussieht - wohl nicht in der bisherigen Form in die nächsten Jahre gehen. Wie es in Finanzkreisen heißt, ist eine Zerteilung der Bank weder beim Kauf durch strategische Partner (also Banken oder Versicherungen) und schon gar nicht bei einem Zuschlag an Equity- oder Hedge Fonds vom Tisch. Reines Asset Stripping - also die vollständige Zerschlagung des Instituts mit anschließendem Teile-Verkauf zu Höchstpreisen - hat sich der Bank-Verkäufer ÖGB aber verbeten. Das gilt als Ausschließungsgrund.

Dass aber Konsortien, die aus der für den Spätherbst geplanten heißen Anbotsrunde entstehen, BAWAG-Geschäftsfelder unter sich aufteilen würden, gilt aus heutiger Sicht als wahrscheinlich. Sollten, was zur Zeit schon preislich nicht als wahrscheinlich gilt, gar Österreicher in die Endrunde kommen, würden allein schon die Wettbewerbsbehörden für Teilverkäufe sorgen. Für Teile der BAWAG interessieren sich mehrere Gruppen.

Wer am meisten zahlt

Als Prinzip soll gelten: Wer am meisten zahlt, soll die Bank bekommen. Der Bankverkauf muss schließlich den hochverschuldeten ÖGB vor der Pleite retten. Ausländer gelten bei den weiteren BAWAG-Bieterrunden schon vorweg als voraussichtliche Sieger. Dennoch: Eine vollständig von internationalen Fonds (Equity Fonds, Hedge Fonds) geführte Bank in Österreich werde es nicht geben, "schon gar nicht für die BAWAG", hieß es heute von Finanzkreisen. Selbst wenn schwerreiche Fonds in ein paar Jahren mit einem prestigeträchtigen Börsegang als Exit winken. Im Kern müsste in jedem Fall auch ein strategischer Käufer mit dabei sein.

Das heutige "Handelsblatt" hatte Insider zitiert, wonach nur Banken weiter im Rennen sein dürften, deren Angebote bei mindestens 2,4 bis 2,5 Mrd. Euro liegen. In Finanzkreisen wird ein solch hoher Betrag in der ersten Runde aber als hoch gegriffen bewertet. "Wenn sie in der ersten Runde von ernsthaften Bietern 2 Milliarden sehen, können sie sich freuen", heißt es zur APA. Zu beachten sei, dass sich der Käufer mit dem Verkäufer (ÖGB) und schließlich der Republik Österreich ja zuvor noch über die Ablöse der 900-Millionen-Staatsgarantie verständigen muss. Gerade mit dieser Staatsgarantie hat die BAWAG nach ihren Milliarden-Altlasten heuer erst bilanzieren können. Der Käufer muss - neben dem reinen Aktienkaufpreis - demnach auch einiges für eine Rekapitalisierung nach verkaufsbedingtem Abreifen der Bundeshilfe einschießen.

Viertgrößte Bank

Die BAWAG P.S.K. ist Österreichs viertgrößte Bank. Für die alten P.S.K.-Verbindlichkeiten haftet immer noch die Republik. Mit dem Kauf der Postsparkasse im Jahr 2000 kamen auch die von ihr geführten Staatskonten in die BAWAG P.S.K. Angesichts dessen und der mehrfachen Staatshaftungen hat auch der Bund ein besonderes Auge auf diesen Deal.

Der Buchwert der BAWAG auf Basis der Zahlen Ende 2005 wurde mit 1,7 Mrd. Euro angegeben, zum Teil freilich wieder mit Hilfe der Staatsgarantie. Der tatsächliche Buchwert liegt deshalb deutlich darunter. Aktuelle Bilanz-Zahlen zum Halbjahr 2006 sind nicht veröffentlicht, diese Zahlen kennen nur die Interessenten. In das erste halbe Jahr war die zweite Milliarden-Abhebungswelle gefallen, als die Bank bis Anfang Mai auf den Höhepunkt ihrer Krise zusteuerte.

Offerte bis heute Abend

Es wird erwartet, dass heute Abend kurz vor Anbotsschluss für unverbindliche Offerte beim Investmenthaus Morgan Stanley noch etliche indikative Offerte einlangen. Einige werden, wie es von informierter Seite heißt, wie immer bloß Zählkandidaten sein, die entweder dem Verkäufer gefallen wollten oder sich selbst darin gefielen, um eine Großbank in Österreich im Spiel zu sein, heißt es. Einige große Kandidaten haben zuletzt schon offiziell abgewunken, darunter aus Österreich Erste Bank, Wiener Städtische oder Volksbanken.

Von Verkäuferseite ist aus jetziger Sicht keine Angabe über den bis heute Abend formierten ersten Interessentenkreis zu erwarten. (APA)