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Die Frage, ob Polizisten sich mit geldwerten Geschenken von der Bawag haben berieseln lassen, wird bereits untersucht - polizeiintern

Collage: Lux, Fotos: APA, Fischer
Wien - Die in der Causa Bawag aufgetauchten Vorwürfe, wonach sich Helmut Elsner Informationen über Geschäftspartner aus der Wirtschaftspolizei unter ihrem damaligen Chef Roland Horngacher organisiert und diesen dafür mit Reisegutscheinen belohnt habe, finden reichlich Widerhall.

Ein hoher Wiener Polizeibeamter, der die Verhältnisse exzellent kennt, plauderte gegenüber dem Standard aus dem Nähkästchen - das Sittenbild, das er malt, schmeichelt weder Polizei noch Bank.

Es komme schon vor, dass Manager Anfragen an die Behörden stellten, um Näheres über Geschäftspartner im Ausland zu erfragen, "aber das erfolgt über offizielle Ansuchen im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung", das seit 2002 existiert.

"Fürstlich entlohnt"

Bei der Bawag (konkret ging es 2001 um Auskünfte über einen der Mobiltel-Verkäufer; die Bawag war mit den Investoren Schlaff, Taus und Cordt in die Übernahme eingebunden) sei es aber anders gelaufen, "da wurden private Anfragen persönlich erledigt und der Auskunfterteiler wurde fürstlich entlohnt", erzählt der Polizist. Horngacher soll insgesamt Reisegutscheine über 7000 Euro erhalten haben. Er (heute suspendierter Wiener Landes-Polizeikommandant) bestreitet das. Es gilt für alle die Unschuldsvermutung.

Dass Elsner das Ergebnis der Auskunft protokollieren ließ, interpretiert der Polizist so: "Elsner hat immer alles versucht, um seiner gläubigen Aufsichtsratsschar zu zeigen, wie professionell er arbeitet." Weder Horngacher noch sein Anwalt waren für eine Stellungnahme zu erreichen.

"Hochoffiziell geantwortet"

Elsner selbst stellt die Dinge (über seinen Anwalt Wolfgang Schubert) anders dar. "Es gibt keinen Spitzelskandal. Beim Mobiltel-Deal hat die Bawag offiziell auf Bawag-Briefpapier bei der Wirtschaftspolizei angefragt, ob gegen einen der Verkäufer vonseiten der Wirtschaftspolizei Einwände bestehen. Die hat geprüft und hochoffiziell geantwortet."

"Und wenn sie es auf Büttenpapier geschrieben hätten: Die Gutscheine wurden in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang verschenkt", argumentiert der Polizist dagegen. In seinen Augen spielte der Kassier des "Vereins der Freunde der Wiener Polizei" und Ex-Adjudant von drei Polizeipräsidenten, Adolf Krchov, eine zentrale Rolle in dem System, "in dem die Bawag immer jemanden fütterte, der sie daher nicht biss". Krchov - Post für ihn schickte die Bawag an die Adresse von Schlaffs Büro - sei "ein Diener ersten Ranges zwischen Schlaff und Bank gewesen, und er hatte guten Draht zur Polizeispitze". Krchovs Anwalt, Michael Winischhofer: "Krchov kennt Schlaff, über die Qualität der Bekanntschaft weiß ich nichts. Aber Schlaff wird wohl keinen Postillon d'amour gebraucht haben."

Für den Polizisten ist jedenfalls "klar, dass sich der Banker mit den vielen Geschenken, deren Rechnungen jetzt sichergestellt wurden, Leute gefügig gemacht und gekauft hat, um sich persönliche und berufliche Dinge zu erleichtern". Generell befinde man sich mit der Causa "mitten in der gehobenen Wirtschaftskriminalität, mit ihren Verquickungen von Polizei, Wirtschaft, Beamten und kleinen, überambitionierten Uniformträgern, die General werden und sich in Sphären drängen, wo Uniformen wichtig sind."

Keine Freundschaft

Geht es nach Elsner, ist er mit alledem nicht gemeint. Mit Horngacher sei er "nicht befreundet", die Bawag habe Gutscheine nur für die Polizei-Verein-Tombola gespendet, und "Geschenke sind branchenüblich", lässt er von seinem Anwalt ausrichten.

Wie es Elsner gesundheitlich gehe? "Schlecht", sagt Schubert, "er ist kurzatmig, nicht belastbar, hat abgenommen und ist manchmal desorientiert." Er wolle aber "rasch genesen, damit er sich in Wien zur Wehr setzen kann". (Renate Graber, DER STANDARD Printausgabe, 09./10.9.2006)