Wien - Um 18 Uhr ging am Freitag die erste Runde im Bieterprozess um die angeschlagene Gewerkschaftsbank BAWAG P.S.K. zu Ende. Unverbindliche Angebote waren bis heute Abend an das vom Bank-Eigentümer ÖGB mit der Käufersuche beauftragte Investmenthaus Morgan Stanley abzugeben. Nachzügler werden aber noch berücksichtigt, wird versichert. Vor Montag will der Verkäufer keine verbindliche Zahl nennen, wie viele Angebote eingetroffen sind. Auch im letzten Moment gab es noch prominente Absagen.

Engerer Kreis ausgewählt

In den nächsten drei bis vier Wochen sollen die Preisindikationen geprüft und die Konzepte verglichen werden. Aus dem Kreis der unverbindlichen Bieter wird dann der Kreis jener Interessenten gewählt, die einen Blick in die vertraulichen Bücher der Bank machen dürfen. Das dürften etwas mehr als eine Handvoll Interessenten sein. Der Datenraum wird derzeit vorbereitet. In dieser Phase wird sich dann endgültig die Spreu vom Weizen trennen. Aus dem Kreis der Bestbieter der in ein paar Wochen folgenden verbindlichen Angebotsrunde wird dann der Sieger ermittelt. Allenfalls nach einer weiteren Nachbesserungsrunde ("Stechen").

Ende des Jahres soll der Verkaufsprozess fertig sein. Der Verkaufsabschluss (das Signing) wird jedenfalls für heuer erwartet. Nach dem Aktienübertrag (Closing) Anfang 2007 ist die BAWAG als jahrzehntelange "Arbeiterbank" Geschichte.

Raiffeisen als einziger heimischer Platzhirsch noch dabei

Von den Großbanken in Österreich ist zum Ende der Frist für unverbindliche Angebote für die BAWAG tatsächlich nur Raiffeisen im Spiel geblieben. Die zur italienischen UniCredit gehörende börsenotierte Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) als größte Bank im Land hat am Freitag abgewunken. Hauptgrund: ein unüberwindliches Kartellproblem.

Davor hatten bereits Erste Bank, Wiener Städtische und Volksbanken abgesagt. Zum Teil weil ihnen die erwarteten Summen, die der ÖGB lukrieren will, zu hoch sind, zum anderen Teil, weil sie sich als heimische Bieter diskriminiert fühlten. Über die Zahlenlage in der BAWAG selbst wird nicht gesprochen.

Für Versicherungen interessanter

Um die Vertriebs-Schlagkraft zu erhöhen, gilt in Finanzkreisen die Gewerkschaftsbank für große Versicherer interessanter als für Banken. Die BAWAG P.S.K. hat mit den Postämtern das größte zusammenhängende Vertriebsnetz aller österreichischen Institute. Wollte ein international tätiger Versicherer - allenfalls im Verein mit einem oder mehreren kapitalkräftigen angloamerikanischen Fonds - seinen Polizzen-Vertrieb in Österreich und ausgewählten Ostländern verbreitern, so käme eine Beteiligung an der viertgrößten Bank Österreichs zupass. Genannt wurden da etwa Allianz und Generali.

Auch OTP draußen

Trotzdem sind auch große ausländische Banken im Kreis der unverbindlichen Bieter für die BAWAG. Allen voran wie erwartet die Bayerische Landesbank (BayernLB), die schon einmal jahrelang Aktionärin der BAWAG gewesen war und seit dem Rückkauf der Anteile durch den ÖGB immer noch auf die Rückzahlung eines Kredits dafür wartet. Auch andere (westliche) Kreditinstitute sollen auf der Liste sein. Abgewunken hat laut "Presse"-Informationen heute die ungarische OTP.

Die größten finanziellen Ressourcen haben freilich Hedge Fonds bzw. große international tätige Investmentfonds, denen Organisationen, vermögende Investoren oder wieder Finanzinstitutionen ihre Gelder zur profitbringenden Veranlagung anvertrauen. Wie viele dieser Fonds, Assekuranzen oder internationalen Banken nun für die BAWAG unverbindlich geboten haben, blieb am Freitag Abend offizielle Verschluss-Sache von Morgan Stanley.

Höchster Preis gewinnt Als Prinzip soll gelten: Wer am meisten zahlt, soll die Bank bekommen. Der Bankverkauf muss schließlich den hochverschuldeten ÖGB vor der Pleite retten. Ausländer galten bei den weiteren BAWAG-Bieterrunden schon vorweg als voraussichtliche Sieger. Dennoch: Eine vollständig von internationalen Fonds (Equity Fonds, Hedge Fonds) geführte Bank in Österreich werde es nicht geben, "schon gar nicht für die BAWAG", hieß es von Finanzkreisen. Selbst wenn schwerreiche Fonds in ein paar Jahren mit einem prestigeträchtigen Börsegang als Exit winken. Im Kern müsste in jedem Fall auch ein strategischer Käufer mit dabei sein.

Deutsche Medien hatten zuletzt Insider zitiert, wonach nur Banken weiter im Rennen sein dürften, deren Angebote bei mindestens 2,4 bis 2,5 Mrd. Euro liegen. In Finanzkreisen wird ein solch hoher Betrag in der ersten Runde aber als hoch gegriffen bewertet. "Wenn sie in der ersten Runde von ernsthaften Bietern 2 Milliarden sehen, können sie sich freuen", heißt es zur APA. Zu beachten sei, dass sich der Käufer mit dem Verkäufer (ÖGB) und schließlich der Republik Österreich ja zuvor noch über die Ablöse der 900-Millionen-Staatsgarantie verständigen muss. Gerade mit dieser Staatsgarantie hat die BAWAG nach ihren Milliarden-Altlasten heuer erst bilanzieren können. Der Käufer muss - neben dem reinen Aktienkaufpreis - demnach auch einiges für eine Rekapitalisierung nach verkaufsbedingtem Abreifen der Bundeshilfe einschießen.

Die BAWAG P.S.K. ist Österreichs viertgrößte Bank. Für die alten P.S.K.-Verbindlichkeiten haftet immer noch die Republik. Mit dem Kauf der Postsparkasse im Jahr 2000 kamen auch die von ihr geführten Staatskonten in die BAWAG P.S.K. Der Bund hat auch deshalb ein besonderes Auge auf den Deal. (APA)