Josef Hickersberger darf nur einen Fehler nicht machen, nämlich seinen besserwisserischen, um ihr eigenes Leiberl raufenden Kritikern, vom Außendecker Pogatetz bis zum verzweifelt wahlkämpfenden Staatssekretär Schweitzer, nachzugeben. Zwar weist das Team derzeit sogar im Vergleich zum Wahlkampf ein Defizit an Überzeugungskraft auf, doch Interventionspolitik schafft immer mehr Probleme, als sie löst.

Die vor wenigen Tagen eröffnete Architektur-Biennale von Venedig beschäftigt sich mit der Zukunft der Stadt. In den Länderpavillons finden sich statt interessanter Entwürfe überwiegend brave Abbildungen sozialer und architektonischer Befindlichkeiten. Eine Ausnahme bildet der österreichische Beitrag und vor allem die Überlegungen zu Netzwerken von Gregor Eichinger - nur damit auch ein positives Beispiel eines nach vorne denkenden Österreichers erwähnt wird. Zum Zusammenhang Stadt - Fußball hier demnächst mehr.

Der "Fußball" als Teilsystem und Leistungsparameter eines Landes ist mindestens so komplex wie die "Kommune", beide Phänomene verweigern sich der Simplifizierung und der fortschrittsgläubigen Auslieferung an (fußball-) didaktische Programme ("Challenge 2008"). Das Unfassbare - nenne man es Kreativität, Talent, Risikofreude, Leistungswille, Durchsetzungshärte, Selbstbewusstsein oder wie immer - lässt sich nicht mit technischen Übungen, Pulsuhren und noch so reich dotierten Förderprogrammen allein fassen und formen. Teamchef Josef Hickersberger darf getrost auf eine Fähigkeit und eine Einsicht bauen: seinen Kickerinstinkt und darauf, dass keiner der Einflüsterer rundherum für ihn ist, wenn er nicht selber für sich ist. (johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 11.09.2006)