Artillerie-Stützpunkt Hirtshals-Süd, Fyrvej, Hirtshals. Dänemark

Foto: Guido Guidi/Architekturzentrum Wien
Wien - Durch die Debatte um das "Führerzimmer" des Volkstheaters ist vergangenes Jahr das Thema des nationalsozialistischen Architekturerbes in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit gedrungen. Generalkonservatorin Eva-Maria Höhle kündigte damals an, dass das Bundesdenkmalamt, das derzeit ein Programm zur Erfassung der NS-Bauten in Österreich laufen hat, ein Symposium dazu plant. Dieses findet nun am Freitag und Samstag unter dem Titel "Erbe verweigert" im Architekturzentrum Wien (Az W) statt.

Eine "sonntags Exkursion" am 17.9. zu Wiener Beispielen und eine Ausstellung über den Atlantik-Wall (Eröffnung am Mittwoch) ergänzen den Schwerpunkt im Az W, mit dem "eine längst fällige Reflexion über die tabuisierte Gegenwart des baulichen Nazi-Erbes ins Rollen gebracht werden" soll.

Megalomanisches Projekt

Die Ausstellung "The Atlantic Wall. In Beton gegossener Wahn - 12.000 deutsche Bunker am Meer" soll die gigantischen Ausmaße des 1942 bis 1944 von der Deutschen Wehrmacht mit ungeheurem Aufwand und unter Einsatz von Zwangsarbeitern errichteten Verteidigungswalls entlang der Atlantikküste von Frankreich bis Norwegen veranschaulichen. Die vom DPA-Politecnico di Milano in Zusammenarbeit mit Institutionen in Frankreich und Belgien erarbeitete Schau zeigt erstmals sämtliche Bautypen vom kleinsten Unterschlupf bis zum U-Boot-Hangar. Da viele der Bunkeranlagen noch heute Teile der Atlantikküste prägen, fordern sie geradezu eine aktive Auseinandersetzung mit ihnen heraus.

Symposium

Auf dem vom Az W und dem Bundesdenkmalamt gemeinsam veranstalteten Symposium "Erbe verweigert - Österreich und NS-Architektur" sollen Entstehungs- und Nutzungsgeschichte von NS-Architektur analysiert und diskutiert, "die spannungsvolle Dialektik zwischen Entstehungsgeschichte und alltäglichem Gebrauch dieser Gebäude" thematisiert sowie "Fragen nach dem adäquaten Umgang" gestellt werden. Denn bei etlichen damals entstandenen Gebäuden, die heute wie selbstverständlich genutzt werden, sei der Kontext, in dem sie entstanden, vielen kaum mehr bekannt.

Als Referenten werden u.a. Stadtplaner Klaus Steiner, die Historiker Ute Bauer und Bertrand Perz, Architekt Hermann Czech, Architekturtheoretiker Friedrich Achleitner sowie einige deutsche Experten erwartet. Die Veranstaltung wird am Samstag mit einem Propagandafilm über "Die Bauten Adolf Hitlers" (17.45 Uhr) und einer von Az W-Leiter Dietmar Steiner und Generalkonservatorin Eva-Maria Höhle moderierten Diskussion (18.30 Uhr) abgeschlossen.

Konkrete Beispiele in Wien

Tags darauf widmet sich auch die 177. "sonntags Exkursion" dem Thema. Klaus Steiner führt dabei zu einer Reihe von Wiener Beispielen von militärischen Bauten, Schutzbauten für Zivilbevölkerung und Wohnsiedlungen bis hin zu städtebaulichen Interventionen. Tickets dafür gibt es allerdings keine mehr. (APA)