Zagreb - Das UNO-Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag wird die Prozesse gegen die kroatischen Generäle Ante Gotovina, Ivan Cermak und Mladen Markac nicht an Gerichte in Kroatien übergeben. Das sagte Anton Nikiforov, der Sprecher der UNO-Chefanklägerin Carla del Ponte, am Montagabend gegenüber dem rechtlich-öffentlichen Fernseh-Sender HTV.

Kroatische Medien spekulierten seit Monaten, dass die Prozesse gegen die drei Generäle wegen der Beendungsstrategie des Tribunals Kroatien überlassen werden könnten. Alle Gerichtsverhandlungen vor dem UNO-Tribunal in Den Haag sollen bis Ende 2008 abgeschlossen werden.

In Fällen wie jenem von Ante Gotovina sei eine Verhandlung in Kroatien aber offenbar undenkbar. "Wie könnten wir als Anwaltschaft diesen Prozess an einen Staat übertragen, der meint, es gehe nicht um Verbrechen, sonder nur um einem Mann, der sein Land verteidigte", sagte Nikiforov gegenüber HTV.

Ante Gotovina, Ivan Cermak und Mladen Markac sind wegen Verbrechen gegen serbische Zivilisten während und nach der Operation "Sturm" angeklagt, bei der kroatischen Truppen die von Serben selbstproklamierte Republika Srpska Krajina im August 1995 innerhalb weniger Tage zurückeroberten.

Gotovina war nach jahrelanger Flucht am 7. Dezember 2005 in einem Hotel auf den Kanarischen Inseln festgenommen worden und wartet derzeit im Tribunalgefängnis Scheveningen auf den Beginn seines Prozesses. Der Kroate soll unter anderem für den Tod von 150 Serben und Vertreibung von 150.000 Menschen bei der "Sturm"-Offensive verantwortlich sein. Zu den vom Haager Tribunal veröffentlichten Anklagepunkten zählen zudem Verfolgung aus politischen, ethnischen und religiösen Motiven, Mord, Plünderung und Verletzung des Kriegsrechts. (APA)