Wien/Linz - Im Umfeld des oberösterreichischen ÖVP-Landtagsabgeordneten Otto Gumpinger (50), den das Bundeskriminalamt wegen des Verdachts auf gewerbsmäßige Schlepperei und schweren Betrug angezeigt hat, ist ein neuer Vorwurf aufgetaucht.
Die über den Verein Family Business als Au-pair-Hilfe ins Land gekommene 26-jährige Ukrainerin Yulia D. hat laut den Vorwürfen in Österreich als Prostituierte gearbeitet und wurde angezeigt. Der Verein Family Business wurde im Dezember 1998 als Initiative des Österreichischen Familienbundes gegründet. Gumpinger ist Präsident des Vereins wie auch Präsident des ÖVP-Familienbundes.
Gumpinger bestreitet jede Kenntnis des Falles und sagte zum Standard: "Ich höre das zum ersten Mal. Ich kann aber auch nicht für jede Person, die ins Land einreist, eine Verhaltensgarantie abgeben."
Rund 200 Au-pairs kommen jährlich über die Vermittlung durch Family Business aus Osteuropa nach Österreich. Gumpinger weiß um die "Gefahr", dass manche hier zu Lande studieren oder untertauchen wollen oder sich einen Mann suchen, alles "nur, um hier zu bleiben".
Schon der Ausgangsverdacht der Schlepperei gegen ihn sei aber "vollkommen absurd", wiederholte Gumpinger am Dienstag. Absurder sei nur der Gedanke, auch der Verein Family Business könnte in solche Aktivitäten verstrickt sein.
Moldawier und Ukrainer sollen mit Einladungen der "Landlerhilfe" Gumpingers nach Österreich gekommen, aber zumindest teilweise nicht mehr in ihre Heimat zurückgekehrt sein. Das Landesgericht Linz verdächtigt Gumpinger, Mitglied einer "kriminellen Vereinigung" zu sein und je Fall 450 Euro kassiert zu haben. Er bestreitet dies vehement. Selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung. (von Michael Bachner und Alexandra Föderl-Schmid/DER STANDARD, Printausgabe, 13.9.2006)