STANDARD: Peter Westenthaler (BZÖ) ist Dienstagnacht in der Wahlkonfrontation mit Martin Bartenstein (VP) über angebliche SP-Finanzierung durch Bawag-Stiftungen hergezogen, obwohl die Betroffenen nicht reagieren konnten. Können Sie in solchen Fällen nicht einfach das Mikro abdrehen?

Thurnher: (lacht) Das wäre eigentlich die letzte Möglichkeit. Aber so weit wollen wir es nicht kommen lassen. Wir sitzen zum Reden am Tisch und nicht zum Schweigen. Meine einzige Möglichkeit ist, an die Fairness zu appellieren und Punkte nur zu diskutieren, wenn jemand dabei ist, der darauf reagieren kann. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Peter Westenthaler kann natürlich fordern, der ÖGB möge seine Finanzen offen legen. Das ist kein Problem. Aber sobald es um möglicherweise strafrechtlich relevante Vorwürfe geht oder um Dinge, die man auch nicht in der Sendung klären kann, ist eine solche Diskussion sinnlos.

STANDARD: Aber solche Vorwürfe im Raum stehen zu lassen, ist doch der Zweck solcher Politikerausritte.

Thurnher: Mag sein, aber das ist nicht der Zweck der Konfrontationen. Parteien sollen sich austauschen, was sie gemein haben, was sie trennt. Versucht das jemand zu missbrauchen, schreite ich ein.

STANDARD: Hatten Sie damit bei Westenthaler Erfolg?

Thurnher: Ich glaube schon. Ich habe das so weit wie möglich unterbunden. Bei Taferln kann man fragen, wie weit rückt man das ins Bild, aber darauf habe ich keinen Einfluss. Ich habe ihm zweimal gesagt, dass wir das hier nicht diskutieren. Aber ich kann nicht über den Tisch springen und ihm den Mund zuhalten. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 14.9.2006)