Berlin - Giftmüll-Skandale wie in der Elfenbeinküste können nach Ansicht des Experten für Chemikaliensicherheit bei der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Michael Dreyer, nur durch schärfere Kontrollen in Europa verhindert werden. Zwar gebe es internationale Konventionen, die den Umgang mit Chemikalien regelten und bestimmte Substanzen verbieten, "aber die helfen uns nur, wenn wir entsprechende Kontrollen haben und sie zügig umsetzen", sagte Dreyer.

Die illegale Entsorgung von Giftmüll in der Millionenstadt Abidjan, durch die bereits sechs Menschen starben, sei ein besonders schwerer Fall, "der nicht an der Tagesordnung ist", sagte Dreyer. Allerdings könne er sich vorstellen, dass Ähnliches häufiger vorkomme.

Teure Entsorgung

Eine der Ursachen für den Skandal in Westafrika könnten laut Dreyer die hohen Kosten für die "technisch höchst aufwändige" Entsorgung von Giftmüll in Europa sein. Die Europäische Union verbiete zwar den Export von Giftmüll und habe damit strengere Vorschriften als die Baseler Konvention, die die Grenzüberschreitung von Giftmüll regelt und Kontrollen festlegt. Aber "kriminelle Energie", verbunden mit Korruption in Entwicklungsländern öffne "ein großes Scheunentor" für illegale Machenschaften. "Den Industrieländern ist bekannt, dass die Kontrollen in den Entwicklungsländern nicht besonders gut sind", betonte der GTZ-Experte. Daher müsse die Konsequenz sein, dass die Kontrollen in Europa verschärft würden. In Europa würden schließlich die giftigen Stoffe produziert, "die auch unseren Wohlstand sichern".

Müllpläne für Entwicklungsländer Im Fall in der Elfenbeinküste müsse es sich um eine "gehörige Menge" besonders giftiger Substanzen gehandelt haben. Der Skandal könne jedoch zumindest dazu führen, dass bereits bestehende Strafmaßnahmen angewendet werden: "Möglicherweise bringt der Fall Dynamik in die Sache", sagte Dreyer. Bei dem im Herbst stattfindenden Treffen der Vertragsstaaten der Baseler Konvention würden die Staaten vielleicht mehr Bereitschaft zeigen, sich selbst zu verpflichten. Denn bisher würden die Strafen für Nichteinhaltung des Vertrages nur "zögerlich und zäh" umgesetzt, "weil sich kein Land gern in die Karten schauen lässt". Die GTZ berät Entwicklungsländer bei der Umsetzung von Chemikalien-Konventionen und öffnet in Projekten die Augen für die Gefahr giftiger Substanzen für Menschen und Umwelt. (APA)