Wien - In der kommenden Woche soll Investmentbanker Wolfgang Flöttl - neben Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner Hauptbeschuldigter im Wirtschaftskrimi um die Gewerkschaftsbank - noch einmal in Wien einvernommen werden. "Um einen Termin wird noch gefeilscht", sagt Flöttl-Anwalt Herbert Eichenseder. Inhalt der Einvernahme wird vor allem die zuerst behauptete, dann wieder in Abrede gestellte Parteienfinanzierung Richtung SPÖ sein, heißt es bei der Staatsanwaltschaft. Fragen, die "offenbar gar nicht in die Anklage kommen", ärgert sich Eichenseder. Aber auch er will Flöttls widersprüchliche Aussagen "nicht interpretieren". Ein Interview mit Flöttl gebe es erst wieder, wenn die "Anklage auf dem Tisch" ist.

Kein Deal

Brüsk zurückgewiesen wird seitens der Justiz die Behauptung der SPÖ, es gebe eine Absprache mit Flöttl, um diesem im Abtausch für Informationen Strafminderung zu verschaffen. Staatsanwalt Gerhard Jarosch sagt: "Es gibt keinen Deal. Wir sind ja nicht in Amerika". In Österreich gibt es zwar keine Kronzeugenregelung nach US-Vorbild, bei der ein Angeklagter völlig straffrei bleiben kann, aber die so genannte "kleine Kronzeugenregelung" - also Strafminderung für Beschuldigte, die wesentlich zur Wahrheitsfindung beitragen.

Nur bei Organisierten

Das ist aber nur in Fällen erlaubt, bei denen es um Machenschaften des organisierten Verbrechens geht. Im Justizministerium hieß es dazu: "Wenn Gusenbauer der Justiz einen Deal mit Flöttl unterstellt, behauptet er also automatisch mit, Bawag und ÖGB wären so etwas wie die Mafia. Dass kann er nicht wirklich wollen."

Die Anklage gegen Elsner, Flöttl und - je nach Quelle - weiteren zwei bis sechs Beschuldigten aus dem Bawag-ÖGB-Reich, werde frühestens nächste Woche fertig sein, heißt es in involvierten Kreisen. Wann der Prozess beginnen könne, stehe noch in den Sternen.

Elsners Anwalt Wolfgang Schubert sagte: Nach derzeitigem Stand sei es "ausgeschlossen", dass sein Mandant zu einem Prozess in Wien erscheine, so schlecht sei sein Gesundheitszustand. Schubert klagt News wegen der Veröffentlichung eines flotten Porschefahrers unter dem Titel "Elsners Dolce Vita". Schubert: "Der Mann auf dem Lichtbild ist nicht Helmut Elsner. Das ist eine freie Erfindung." Am Donnerstag hätte sich Elsner in Frankreich einer Magen-Darm-Untersuchung unterzogen - wegen der Herzerkrankung unter Vollnarkose.

Ab nach Eisenstadt

Beim Bawag-Prozess auf jeden Fall dabei sein will Ankläger Georg Krakow, obwohl der Staatsanwalt auf eigenes Betreiben hin zur Jahreswende nach Eisenstadt wechselt. Offiziell heißt es aus "rein privaten Gründen". An der Gerüchtebörse brodelt es: Die einen sagen, Krakow soll aus Wien weggelobt werden, die anderen sagen, für einen Staatsanwalt in Eisenstadt sei es schlicht leichter, Oberstaatsanwalt zu werden. (Michael Bachner, DER STANDARD, Printausgabe, 15.09. 2006)