Altach - "Du möchtest in den Ferien etwas erleben? Wir haben für dich eine Auswahl von Anbietern recherchiert, die Sport, Fun und Action-Reisen anbieten." Allzu gut dürfte der Vorarlberger Jugendinformationsdienst "aha" nicht recherchiert haben. Denn unter den beworbenen Jugendreisen war auch die "Wanderung Vorarlberg-Wien" eines dubiosen Veranstalters, die für die Teilnehmer zum Horrortrip wurde. Der Veranstalter, ein 39-jähriger Mann aus Altach (Bez. Feldkirch), seit Jahren ohne Erwerbsarbeit und nicht als Jugendbetreuer qualifiziert, soll sich an zwei Reiseteilnehmern vergriffen haben. Eines der Opfer wurde in einer Wiener U-Bahn-Station mit Alkoholvergiftung aufgefunden. Mitgesponsert wurde die Reise vom BZÖ, Minister Hubert Gorbach hatte die Patenschaft für einen der Buben übernommen.

Die Idee des Reiseleiters: Ohne Geld, Zelt und Handy sollten die Jugendlichen den Konsumalltag hinter sich lassen und sich während des Fußmarsches in die Bundeshauptstadt "auf sich selbst und das Leben besinnen". Sechs Buben und ein Mädchen, zwischen 14 und 16 Jahre alt, wurden von ihren Eltern dem zweifachen Vater anvertraut.

Drinks und Pornos

Bereits in Tirol ließ er die Jugendlichen pornografische Bilder anschauen und gab ihnen Alkohol. Einen 14- und einen 15-jährigen Buben soll er sexuell missbraucht haben. Durch den Alkoholexzess des 14-Jährigen in Wien wurden die Behörden aufmerksam. Der Mann sitzt nun in Innsbruck in Untersuchungshaft und ist, so Werner Juen vom Landeskriminalamt Vorarlberg, "großteils geständig".

Der Mann sei bei der Polizei "amtsbekannt", aber nicht vorbestraft, sagt Juen. Der Bürgermeister seiner Heimatgemeinde, Gottfried Brändle, hatte sich schon im Vorfeld von dessen "sozialen Aktivitäten" distanziert. In der Gemeinde hatte man kein Vertrauen in den Mann, der bereits mehrmals wegen frag-, aber nicht strafwürdiger Aktionen aufgefallen war. Brändle: "Eltern sollten sich erkundigen, wem sie ihre Kinder überlassen." (jub, DER STANDARD - Printausgabe, 15. September 2006)